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  • Autorenbildroswithazatlokal

29.11.2020


Liebes Tagebuch,

heute habe ich echt eine Menge vor. Ich muss ja alles alleine machen. Glaubst du, da hilft mir vielleicht einmal jemand?


Nö, natürlich nicht. Die doofe Nuss liegt faul auf der Couch herum und Frauli liest seit Stunden ihre Zeitungen. Schau mal, wie selbstzufrieden die beiden dreinschauen. Ha, als ob es dafür einen Grund gäbe! Die sollten sich einmal die Wohnung anschauen, wie die ausschaut. Dann würde ihnen dieses Mir-geht`s-gut-Gesicht schon vergehen.

Hier, zum Beispiel. Siehst du es? Da wächst andauernd etwas heraus. Wenn ich das nicht ständig weg zupfe, tut das keiner. Und wie sieht der Blumentopf dann aus? Genau. Wie Sau! Es hat schon seinen Grund, dass hier nur Erde drinnen ist. Schöne, dunkle, duftige Erde. Ohne Schnickschnack und ohne piksendes Grünzeug. Wenn ich da jetzt nicht geschaut und mich einfach draufgelegt hätte … der Tierarzt lässt grüßen.


Oder glaubst du, liebes Tagebuch, da steckt Berechnung dahinter? Hoffen die vielleicht darauf, dass ich mich da drauf lege und mich verletze? Würden Frauli und die doofe Nuss wirklich so weit gehen? Hm, der Nanni, würde ich das schon zutrauen. Aber meinem Frauli? Nie und nimmer!


Obwohl, die hat heute Feuer gemacht. Mitten auf dem Esstisch! Hat eine Kerze angezündet und darauf gewartet, dass ich mich verbrenne. Wenn ich das nicht gerade noch rechtzeitig überzuckert hätte ... mein lieber Schwan.

Wieso heißt das eigentlich mein lieber Schwanz? Wieso nicht, meine liebe Miezekatze? Das muss ich mir notieren, damit ich das im Internet einmal nachlese.


Da fällt mir ein, ich bin ja mit meiner Schreibarbeit noch gar nicht fertig. Meine Weihnachtskarten, die ich geschrieben habe, brauchen ja noch so ein Drüber-Dings. Na, wie heißt das noch einmal? Ach ja, Kuvert. Frauli schreibt da immer den Namen drauf und eine Straße. Ich weiß aber nicht wozu das gut sein soll, der Empfänger muss doch wissen wie er heißt und wo er wohnt.


Deswegen habe ich auch im Internet nachgelesen, wozu ein Kuvert gut sein soll. Da habe ich doch tatsächlich gelesen, dass das auch Briefumschlag heißt. Und dass man den Namen, die Straße und den Ort auf das Kuvert schreibt, damit der Briefträger sie richtig abgibt, die Post. Weil der ja nicht alle kennt. Das muss man sich einmal vorstellen, der latscht schon seit Jahren bei uns durch die Gegend und weiß nicht, wer ich bin und wo ich wohne!. Diese Menschen!


Ich hab sogar unsere Postleitzahl herausgefunden. Aber nur durch Zufall. Wenn Frauli nicht immer von der Donau und der Wachau erzählen würde, hätte ich wahrscheinlich ein ganz ein falsches Krems genommen. Dann hätte irgendein Kater irgendwo meine Karte bekommen. Stell dir das einmal vor!


Das mit der Straße war gar nicht so leicht. Aber ich glaube, ich habe das ganz toll gelöst.

Und ein Absender, also ich, sollte auch nicht fehlen, sagt das Internet. Aber das ist baby-leicht. Ich weiß ja, wo ich wohne.

Na gut, dann such ich mir halt ein paar dieser Briefumschläge.


Briefumschlag Nummer 1:

An den roten Kater und seinen graugetigerten Bruder, Maximilian und Dominik

Gleich neben der laut bimmelnden Kirche in 3500 Krems


Briefumschlag Nummer 2:

An den roten Bertl, der bei den Meiers wohnt, also gleich bei mir ums Eck

Hinter der neuen Baustelle, wo vorher das schöne Feld war

3500 Krems


Briefumschlag Nummer 3:

An die Vögel in unserem Vorgarten

Unterhalb meines Badezimmerfensters

3500 Krems


Absender ist die Hanni Zatlokal,

Hinter der neuen Baustelle, wo vorher das schöne Feld war

3500 Krems


Jetzt muss ich das alles aufs Fensterbrett legen. Das Christkind holt die Weihnachtspost ab und verteilt sie. Eigentlich wollte ich die Karten ins Kuvert stopfen. Aber wie soll das bitte gehen? Ich leg einfach alles auf einen Haufen, das Christkind kennt sich schon aus.

Ich hab ja geglaubt, das macht unser Briefträger. Zu Weihnachten ist anscheinend alles anders. Da legen die Kinder ihre Weihnachtswünsche aufs Fensterbrett hab ich im Internet nachgelesen. Na, dann mach ich das halt. Ich bin schon gespannt, ob die Post morgen weg ist.



Liebes Tagebuch,

ich bin es, Frauli.


Stell dir vor, ich hab heute Hannis Weihnachtskarten und Kuverts auf dem Fensterbrett im Schlafzimmer gefunden. Glaubst du, die Hanni hat sie dort hingelegt? Wenn nicht sie, wer sonst?

Und vor allem, wozu?

Sie wird doch nicht glauben, dass das Christkind kommt und ihre Briefe abholt?

Auf alle Fälle werde ich sie einstecken, damit sie sie morgen nicht mehr findet.

Aber wie soll ich den Meiers verklickern, dass ihr Bertl von meiner Hanni eine Weihnachtskarte bekommt? Und wo genau wohnen Dominik und Maximilian?

Am besten, ich schau mich ein wenig um. Irgendwo müssen die beiden Katzenbuben ja zu sehen sein. Und dann schmeiße ich die die Karten einfach bei den Herrschaften ins Postkastl.


Oh, das geht ja gar nicht. Die Hanni hat ja mit Zatlokal unterschrieben. Mist, die denken, ich hab die Karten an ihre Kater verschickt. Ich wäre die Witzfigur der Straße. Nein, ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht einfach bei uns auf die Terrasse legen? Hach, diese Katze!


Und wie mache ich das mit den Vögeln? Ob ich Hannis Post einfach ins Vogelhäuschen lege?


Am einfachsten wäre ja, ihr das mit der Post genau zu erklären. Oh, da kommt sie. Sie steuert genau auf das Fensterbrett zu, sieht sich suchend um. Ach du meine Güte, wie sie sich freut, dass alles weg ist. Sie schnurrt und summt und tänzelt über das Fensterbrett. Nein, ich kann es ihr nicht sagen, kann ihr nicht die ganze Freude verderben. Ich muss für sie Christkind spielen.


Habe ich gerade verkündet, dass ich für meine Katze das Christkind spiele? Liegt das am Lockdown oder an mir? Falls du mich suchst, liebes Tagebuch, ich leg mich ein wenig hin. Wo hab ich nur meinen Waschlappen?



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