Liebes Tagebuch,
ich glaube, es ist jetzt jeder Tag bei uns Wochenende. Frauli ist nämlich dauernd da.
Wir müssen nicht aufstehen, wenn wir es nicht wollen. Wir können herumtrödeln ohne Ende. Im Bett Zeitung lesen bis zum Umfallen (hihi, das geht ja gar nicht, weil wir ja eh schon liegen). Einfach tun und lassen was und wie es uns gefällt. Sagt Frauli.
Wir sind nämlich in Urlaub, hat sie uns erklärt. Das ist ein gaaanz ein langes Wochenende. Ist das nicht herrlich?
Die Nanni sagt ja, dass das einerseits schon irgendwie super ist, andererseits uns aber ein wenig in die Bredouille bringt. Für uns heißt das nämlich unter Umständen Fernsehverbot auf unbestimmte Zeit. Und wenn Fernsehen, dann nur Frauli-Filme zu Frauli-Zeiten. Da ist nix mehr mit Dokus und Wissenschaftssendungen, meint die Nanni.
Ich hab der Nanni gesagt, sie soll mir gefälligst keine Angst machen. Alleine die Vorstellung, jetzt andauernd französische Komödien, Landkrimis oder sogenannte künstlerisch wertvolle Filme sehen zu müssen, macht mir Gänsehaut (igitt, heißt das jetzt, ich verliere mein Fell und krieg Federn?).
Gut, dass Frauli auch noch Kabaretts guckt. Da haben wir wenigstens ein bisserl was zu lachen in Zukunft.
Die Nanni meint auch, dass wir jetzt nie genau wissen, wie lange Frauli weg ist, wenn sie das Haus verlässt. Weil von der Arbeit kennen wir die ungefähren Zeiten. Aber so?
Wenn du mich fragst, liebes Tagebuch, dann ist das alles ein richtiger Schmarrn, das mit dem Urlaub. Ich mein, ich hab Frauli ja echt gerne bei mir zu Hause. Aber zu meinen Bedingungen. So macht das Leben überhaupt keinen Spaß mehr. Wo kommen wir denn da hin, wenn die auf einmal kommt und geht, wie es ihr passt?
Die Nanni sagt, jetzt hätten wir gleich einen Vorgeschmack auf Fraulis Pension im nächsten Jahr. Weil wenn wir Pech haben, knotzt die dann ja nur mehr daheim herum und nimmt unsere Fernbedienung ständig in Beschlag. Helfe Gott uns, dass das niemals passiert! Möge ihr E-Bike noch lange leben. Und Mrs. Sporty. Oder ihr Lachyoga. Und alles, was sie sonst noch ein wenig aus dem Haus treibt. Aber nicht zu viel, weil kuscheln mit Frauli ist schon auch super. Aber ein Leben ohne Dokus? Hach, wieso ist mein Leben mit einem Mal so kompliziert?
Fällt dir eigentlich auch auf, liebes Tagebuch, dass die Nanni noch nie so viel geredet hat, wie jetzt, wo Frauli uns mit dem Daheimbleiben droht?
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