Liebes Tagebuch,

ich sitze im Vorzimmer und warte schon ganz ungeduldig auf Frauli. Ich muss nämlich total dringend für kleine Miezekatzen und die kommt einfach nicht daher. Aber verpassen mag ich sie auch nicht. Und so tripple ich von einem Bein aufs andere, versuche nicht an mein Kisterl zu denken. Inständig hoffe ich, die Katzengöttin Bastet erhört meine Stoßgebete, und mein Leiden hat bald ein Ende.

Endlich dreht sich der Schlüssel im Türschloss. Was da hereinkommt, riecht wie Frauli, hatscht wie Frauli (sie hat sich am Fuß verletzt) und plappert wie Frauli. Sie sieht aber irgendwie anders aus wie mein Frauli.

Beim Anblick der mir halbfremden Gestalt erschreck ich mich derart, dass ich mir ein wenig ans Bein pinkle. Nicht viel, ganz wenig nur. Aber peinlich ist es trotzdem. Die Gestalt vor mir scheint es aber nicht zu bemerken, was mich immens erleichtert. Apropos erleichtert. Zum Kisterl hinauf schaff ich das nie und nimmer. Also düse ich schnurstracks hinaus in den kalten und regnerischen Garten. Na, wenigstens bin ich nicht nur von meinem Pipi nass und kann die Tröpfchen an meiner Haxe umso besser vertuschen.

Völlig durchnässt vom feuchten Gras und vom Regen wanke ich ins Wohnzimmer. Da sitzt mein komisches Frauli. Ich umkreise sie, beschnüffle ihre Beine und ihre Hände, bin allzeit bereit zur Flucht.

„Na, Hanni, und was hast du heute so getrieben?“ Sie packt mich, hebt mich hoch und drückt mir einen Schmatz zwischen die Ohren.

„Oh, ich hab ja noch die Maske vom Einkaufen auf. Hahaha, man gewöhnt sich wirklich mit der Zeit an alles!“

Puh, und ich dachte schon, John Wayne kommt zurück. Dass sie so etwas wie seine Wiedergeburt ist oder so. Du erinnerst dich sicher an seinen ersten Besuch bei uns, liebes Tagebuch. Da hat sie auch so getan, als wäre nix.

Parapsychologie, sag ich nur. Parapsychologie. Ich spür sie förmlich, die übersinnlichen Strömungen. So, wie sie es im Fernsehen immer sagen.