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  • Autorenbildroswithazatlokal

22.06.2020


Liebes Tagebuch,

Frauli ist heute wieder arbeiten. Das heißt, ich bin mit der blöden Nanni alleine zu Hause. Und die spielt sich wieder einmal auf. Unvorstellbar sag ich dir. Die glaubt echt, sie hat hier das Sagen.


Nachdem Frauli gegangen ist, und mir die Nanni echt auf den Geist geht, leg ich mich nochmals in meine Bettzeuglade. Gerade wie ich so am Dösen bin, hör ich unten die Nanni herumscheppern. Ich kenn mich anfangs ja gar nicht aus. Bis ich mitkriege, dass die schon wieder was mit nach Hause gebracht hat, dauert das ein bisserl. Verschlafen tapse ich die Stufen hinunter und schau ganz vorsichtig in die Küche. Wer weiß, wen die da wieder angeschleppt hat, die dumme Nuss.

Und da sehe ich sie. Eine Maus. Sie sitzt in einer unserer Schachteln und piepst aufgeregt.


Die Nanni spinnt, wenn du mich fragst, liebes Tagebuch. Gestern der Vogel, heute die Maus. Wenn die das Frauli sieht, hat sie es aber schön. Die mag das gar nicht, wenn die Nanni dauernd ihr Essen lebendig heimbringt. Frauli leidet dann immer total mit Nannis Beute mit. Vom Jagen versteht die nämlich nix. Unser Frauli. Na, die Nanni vielleicht auch nicht. Aber Frauli hat noch nie eine Maus mit nach Hause gebracht und die Nanni schon. Wie Frauli es schafft, dass sie nicht verhungert, ist mir selbst ja ein Rätsel. Die hat immer den Kühlschrank und die Gemüselade voll, geht aber nie zur Jagd. Keine Ahnung, wie die das macht. Ich hab auch noch nie gesehen, dass die sich eine Dose aufmacht. Woher dann das ganze Essen kommt …


Ich beschließe, wieder nach oben zu gehen in meine Bettzeuglade. Teilen ist nicht gerade Nannis Stärke und zuschauen beim Erlegen macht mich immer extrem müde. Und hungrig. Müde bin ich heute sowieso schon genug. Und zu essen gibt es außer den doofen Brekkies zur Zeit nix. Meine Futterschüssel ist schon wieder leer. Das war sicher die Nanni, denn ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich heute schon was gefuttert hab. Vor allem mein Magen würde sich daran erinnern, so viel steht fest. Oder ob Frauli uns gar in der Früh vergessen hat in ihrer Hektik?


Irgendwann werde ich von Fraulis Stimme aus meinem wohlverdienten Nachmittagsschlaf gerissen: „Nanni, hast du Frauli eine Maus mitgebracht? Ja, so eine brave Miezekatze. So eine brave aber auch.“ Das heißt, die Maus ist noch ganz. Und tot. Da hat sie aber Glück gehabt, meine Schwester. Wahrscheinlich wird sie jetzt abgeschmust und gestreichelt. Pfff, warum die in den Himmel hochgelobt wird, versteh ich ehrlich gesagt nicht. Nur, weil die Maus nicht zerstückelt unten herumliegt? Oder nicht mehr durch die Gegend wieselt? Pfff!


Hm, es ist vielleicht an der Zeit hinuntergehen und mir mein Lob abzuholen. Ich war nämlich auch nicht ganz untätig in meiner kurzen Wachphase. Nur mach ich nicht so ein Geschrei deswegen. Die stillen Helden sind die wahren Helden haben sie letztens im Fernsehen gesagt. Und so beschließe ich, Frauli heute ausnahmsweise stumm zu begrüßen. Mit stolz erhobenem Kopf spaziere ich elegant die Stufe hinunter. Gerade wie ich im Vorzimmer ankomme, winkt mir Frauli zu. „Haaannniii? Hast du den Regenwurm in meinen Hausschuh gelegt?“ Jawohllll, hab ich! Freust du dich?

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