Liebes Tagebuch,
mein Ball und ich sitzen im Vorzimmer und spielen. Ich rolle ihn gegen die Wand, er rollt zu mir zurück. Ich rolle ihn zur Wand, er … Und wie wir grad so mittendrin sind im schönsten Spiel – es steht 8:5 für mich – kommt die dumme Kuh, meine Möchtegern-Schwester bei der Katzenklappe hereingesaust. Im Maul eine Maus.
Die Maus quiekt, Nanni kichert selbstgefällig. Ich weise sie höflich darauf hin, dass ich hier spiele und sie sich woanders hinbegeben soll mit ihrer Beute. Die Nanni zeigt mir den Vogel, legt sich samt Maus in der Küche in ihre Lieblingsschachtel. Die Maus quiekt.
Mein Ball wirkt genervt. Er muss gar nichts sagen, das sehe ich ihm an. Ich rolle ihn zur Wand und er kommt in Schlangenlinien zurück. Das ist sonst so gar nicht seine Art.
Wieder bitte ich die Nanni um etwas Rücksichtnahme. Die doofe Nuss kichert. Die Maus quiekt. So kann ich nicht spielen. Genervt nehme ich meinen Ball und wir verziehen uns ins Wohnzimmer, spielen dort weiter. Ab und an ist ein lautes Quieken zu hören. Irgendwann wird das Geplärre in der Küche leiser, es verstummt. Na endlich, denken der Ball und ich.
Wir überlegen, ob wir wieder ins Vorzimmer gehen, die Wand dort ist viel besser geeignet als die im Wohnzimmer. Gerade wie wir das ausdiskutieren, schießt ein graues schleimiges Fellbällchen an mir vorbei. Hintennach die Nanni. Das graue Minidings scheint ihre Beute zu sein. Abgeschlatzt von oben bis unten sieht sie einer Maus aber überhaupt nicht mehr ähnlich. Eher einem frisch geduschten Fellhaufen mit Haxerl und Schwanz.
Höflich bitte ich die Nanni, sich zu verziehen. Die hört mir gar nicht zu, legt sich vor der Couch auf die Lauer. Na, wenn die glaubt, dass die Maus da freiwillig rauskommt! Da liegt sie Weihnachten noch da, wenn du mich fragst, liebes Tagebuch. Frauli wird sich freuen, wenn ihr beim Fernsehen eine Maus über den Fuß trippelt. Oder wenn sie wieder einmal eine Leiche unter ihrem Popsch, sprich unter der Couch, findet.
Der Ball und ich ergreifen die Gelegenheit und wir verziehen uns wieder ins Vorzimmer. Ich rolle ihn an die Wand, er kommt schnurstracks zurück. Das ist so entspannend, ich glaub, ich döse gleich ein. Gerade wie uns die Augen zufallen, saust das graue Schleimkügelchen wieder an uns vorbei, versteckt sich hinter Nannis Schachtel. Die Nanni rennt jubelnd hinterher, erwischt fast die Kurve nicht und kickt meinen Ball in weiten Bogen ins Wohnzimmer. Na super, jetzt muss ich ihn suchen gehen.
Endlich finden wir uns wieder, beschließen, es für heute gut sein zu lassen. Gemeinsam kuscheln wir uns in die Spielzeugtruhe. Draußen quiekt die Maus. Die Nanni kichert. Wir schlafen ein.
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