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  • Autorenbildroswithazatlokal

11.08.2020


Liebes Tagebuch!

Stell dir vor, ich komme heute ins Wohnzimmer – ich hatte mich für ein kleines Nachmittags-Nickerchen in meine Bettzeuglade zurückgezogen – und was sehe ich? Niemanden! Absolut niemanden! Keiner da. Kein Frauli, keine Nanni. Alle ausgeflogen. Einfach so, ohne mir Bescheid zu sagen.


Anfangs denke ich mir ja noch nix dabei. Na ja, ein bisserl eingeschnappt bin ich schon. Aber das wäre in so einer Situation eine Jede. Weil so geht man doch nicht um mit seiner Miezekatze! Die muss man doch davon unterrichten, wenn man das Haus verlässt! Wo kommen wir denn da hin, wenn auf einmal alle nur mehr tun was ihnen gefällt und sich niemand mehr um die Miezekatze kümmert!


Als erstes sehe ich nach, ob ich genug Futter habe. Es beunruhigt mich, nicht zu wissen wie lange ich mit meinem Vorrat auskommen muss.


Dann überprüfe ich, ob sie mein Spielzeug mitgenommen haben. Das wäre ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ausgezogen sind und nicht mehr zurückkommen.


Ach du meine Güte! Am Ende haben sie mich vergessen! Ob sie mich gesucht haben? Natürlich wollte Frauli mich mitnehmen! Wollte keinesfalls das Haus ohne mich verlassen. Was sonst?


Aber die weiß doch, wo meine Bettzeuglade ist. Ob ich mich zu tief unter meiner Schmusedecke vergraben habe, sie mich deswegen nicht finden konnte?


Ich sause hinauf ins Büro. Auf dem Schreibtisch steht der Laptop. Gott sei Dank, wenigstens den hat sie mir gelassen. Unter dem Schreibtisch stehen beide Gefängnisboxen. Wie zum Teufel hat Frauli die Nanni weggeschafft?


Wie der Blitz überkommt mich plötzlich ein ganz ein schrecklicher Gedanke. Nur eine tote Katze lässt sich ohne Gegenwehr aus dem Haus und ins Auto tragen. Ich renne wieder hinunter, hüpfe aufs Küchenfenster. Das Auto steht auf dem Parkplatz. Hm, ob Frauli und Nanni mit dem Rad abgehauen sind? Wurde Nanni gefesselt und geknebelt in der Radtasche abtransportiert? Nein, das Rad steht auch noch da.


Ich versuche, mich etwas zu entspannen. Frauli würde mich niemals alleine und unversorgt zurücklassen. Niemals. Das heißt, falls sie wegbleibt, kommt meine Schwester Sabine und füttert mich. Spätestens morgen. So lange muss ich mich zusammenreißen, muss ich hier alleine durchhalten.

Vielleicht hilft es ja, wenn ich einen kleinen Happen esse? Also, wenn die Sabine sowieso morgen kommt, kann ich beruhigt alles auffuttern.


Und wenn sie nicht kommt? Am Ende ist sie auch weg. Vielleicht wurde die ganze Menschheit von Außerirdischen entführt. Oder noch schlimmer, die Erde wurde total zerstört. Und ich, die Hanni Zatlokal, bin die einzige Überlebende nach der verheerende Katastrophe. Mich haben die nicht gefunden in meiner Bettzeuglade. Ha, und meine Schmusedecke hat mich vor den gefährlichen Strahlen geschützt.


Ob jetzt hier alles verstrahlt ist? Ob ich elendig zugrunde gehe? Was ist besser, verstrahlt zu sein oder einsam zu verhungern?


Soll ich vorsichtig nachschauen, ob von der Nachbarschaft wer überlebt hat? Das Haus und den Garten verlassen? Mich in Gefahr begeben?


Die Tür geht auf, Frauli steht vor mir!


„Frauli! Frauli! Frauli! Frauli! Frauli!“ schreiend hüpfe ich an ihr hoch, Frauli lebt! Frauli ist da! Juhuch, Frauli lebt! Ich wusste es, Frauli lässt mich nicht in Stich! Sie ist zurückgekommen, um mich zu retten!


„Hanni, was ist denn los? Ich war doch nur kurz im Kaffeehaus. Ja, du bist eh mein Puppi. Ja, so eine brave Miezekatze!“ Sie krault mich ganz wild. Ich beschmuse sie von oben bis unten.


Die Katzenklappe geht auf. Die Nanni düst herein.


„Nanni, du bist da! Nanni! Nanni, du bist da! Nanni, du lebst! Nanni!“ Ich springe sie vor Freude an, umschmuse auch sie ganz doll. Verdattert sieht sie mich an, zeigt mir den Vogel und verschwindet durch die Klappe wieder nach draußen.


What The Fuck? Freut die sich gar nicht, dass sie wieder daheim ist? Dass wir alle wieder zusammen sind? Das ist wieder einmal typisch Nanni. So eine doofe Nuss aber auch!

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