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  • Autorenbildroswithazatlokal

09.06.2020


Liebes Tagebuch,

juchuh, ich bin es, die Nanni!


„Wir machen es uns heute gemütlich“, hat Frauli vorhin gemurmelt, sich Kaffee gekocht, Kekse hergerichtet, unser Buch zurecht gelegt. Und so knotzen wir jetzt gemeinsam auf ihrem Lieblingssessel und genießen die Ruhe. Ich merke, wie mir die Augen zufallen, Lesen macht mich immer ein wenig müde. Ich bin gerade am Eindösen, da kreuzt die Hanni plötzlich auf. So wie die dreinschaut, ist sie gerade aus ihrer Bettzeuglade gekrochen. Wahrscheinlich will sie jetzt auch auf Fraulis Schoß. Pech gehabt, die ist schon besetzt.


Wie die Hanni merkt, dass ich ihr keinen Platz mache, verkrümelt sie sich beleidigt auf die Terrasse. Na, wenn ich schon wach bin, kann ich ja auch genauso gut meine Runde machen. Mehrmals täglich kontrolliere ich pflichtbewusst und sorgfältig Haus und Garten. Nicht auszudenken, wenn eine Maus, ein Käfer oder sonst etwas hier unbemerkt herumschleicht oder sich gar einnistet! Oder noch schlimmer, es liegt irgendwo ein Leckerli herum und wartet vergebens darauf, gefressen zu werden. Oder die Hanni findet es vor mir. Nein, das geht gar nicht!


Erschöpft von meinem Rundgang, lege ich mich in meine Lieblingsschachtel und beginne mit meiner Nachmittagswäsche. Und wer glaubst du wohl, stört mich dabei? Meine Schwester. Kommt aufgeregt angehechelt, blickt sich nervös um, untersucht sämtliche Schachteln. Wonach? Ich glaube, das weiß sie selber nicht. Die steht ständig unter Strom, sag ich dir. Die kann sich nicht einfach hinsetzen und entspannen. Nein, da wird stundenlang erforscht und beschnuppert, umkreist, vorsichtig hineingekraxelt, innen abgeschnuffelt, sich im Kreis gedreht, überlegt, hingelegt, blöd geschaut, nochmals beschnuppert, rausgekrochen, die Schachtel gewechselt, von vorn begonnen. Und dabei sind das nicht einmal neue Schachteln. Nein, die hat sie schon x-mal benutzt. Keine Ahnung, was mit der los ist. Irgendwie ist die total plemplem, wenn du mich fragst.


Gerade wie sie so dasteht und dämlich durch die Gegend guckt, sie nennt das ihre Nachdenkphase, kann ich es mir nicht verkneifen. Es überkommt mich einfach. Ich hole aus und gebe ihr einen gewaltigen Tritt in den Hintern. Sie schaut noch blöder aus der Wäsche – ja, man glaubt es kaum, das geht - heult los wie eine Sirene und schreit nach Frauli. Ich mach es jetzt einfach wie sie und stell mich schlafend. Wer weiß, vielleicht funktioniert es ja bei mir *zwinker*.


Tagebuch? Hallo? Wieso bist du offen? War die Nanni wieder an dir dran? Na warte, der werde ich`s zeigen, die kriegt jetzt aber eine ordentliche Abreibung von mir, die doofe Nuss. Erst verhaut sie mich und dann schreibt sie einfach in dich hinein. Ich bin so was von sauer, sag ich dir. Die kann jetzt aber was erleben. Ich komme morgen wieder und erzähl dir, wie es war.

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