Liebes Tagebuch,
Bertl ist wieder da!
Ich geh gestern hinaus, denk mir nix Böses und da liegt er, der Bertl.
„He, schon zurück von der Omi?“ Komischerweise freue ich mich ihn zu sehen.
„Jap.“ Er grinst mich breit an.
„Wie war es?“
„Supi. Die Omi steckt mir immer Leckerlis zu und erlaubt mir Sachen, die ich bei Frauli nicht machen darf. Die meiste Zeit waren wir im Bett, weil die Omi ja krank war.“
„Oh, Bertl!“ Die Nanni steckt ihren Kopf durch die Klappe heraus. „Komm herein, draußen ist es huschi kalt.“
Zu dritt knotzen wir auf der Couch und sehen uns die neueste Dokumentation über das Tierleben im Wald an. Wenn man diese Bilder sieht, ist man echt froh im warmen geheizten Wohnzimmer auf einer weichen Couch zu sitzen. Dieses Aussteigerleben wäre nix für mich.
Ja, richtig, liebes Tagebuch. Frauli ist nicht da und wir können uns nach langer Zeit wieder einmal etwas ganz nach unserem Geschmack ansehen. Im Anschluss wollen wir uns eine Folge von „Mord ist ihr Hobby“ anschauen.
Oh, ich bin wohl eingeschlafen. Im Fernsehen zeigen sie gerade die neueste Folge von „The Big Bang Theorie“. Ich muss so laut über Sheldon lachen, dass die Nanni hochschreckt.
“Was ist los? Oh, ich bin wohl eingebüselt. Der Krimi war also doch nicht so gut wie beschrieben. Schade, jetzt weiß ich gar nicht, wer der Mörder ist.“
„Ich hab auch geschlafen. Bertl, wer war der Mörder?“, wende ich mich an meinen roten Freund. Doch der ist verschwunden. „Bertl?“ Komisch, war der nicht gerade noch da?
“Kuckuck, sucht mich!“, ertönt Bertls Stimme. Er klingt nicht zu weit weg, aber auch nicht zu nahe.
„Will der jetzt verstecken spielen?“, frage ich die Nanni.
„Sieht so aus.“
„Mensch.“
„Sei doch nicht so. Das ist bestimmt lustig. Komm, wir suchen ihn.“ Die Nanni erhebt sich. Wie ein Spürhund nimmt sie Bertls Witterung auf. Zuerst beschnuppert sie den Platz auf der Couch, wo er gelegen hat. Ich mache es ihr nach. Tief saugen wir seinen Geruch ein.
„Hatschi!“ Da ist nicht nur Bertls Geruch, sondern auch eine Menge Staub, Haare und Gartendreck. Und das alles ist jetzt tief drinnen in meiner Nase und kitzelt mich furchtbar.
„Hihi!“ Irgendwo kichert Bertl.
„Na warte.“ Die Nanni kriecht mit gesenktem Kopf durchs Wohnzimmer. Ihre Nase schleift dabei über den Boden.
„Es wird schon wärmer“, hören wir Bertls Stimme.
„Haha, das sieht lustig aus. Aber du bist doch kein Hund.“ Ich zupfe die Nanni am Schweif.
„Ja, aber die sind doch mit dieser Methode in den Filmen immer so erfolgreich. Was die können, kann ich schon lange.“
Ich bringe meine Nase ebenfalls in Position. Wir verlassen Seite an Seite das Wohnzimmer, durchpflügen mit gesenkten Nasen das Vorzimmer.
„Es riecht hier überall nach Bertl, findest du nicht auch?“ Verwirrt kratze ich mich am Kopf.
„Das kommt daher, weil er immer überall herumlatscht. Such weiter.“
„Kalt. Ganz kalt.“ Bertl kichert.
Wir kehren um, suchen wieder im Wohnzimmer nach ihm.
„Es wird wärmer.“ Bertl quietscht vor Vergnügen.
„Ich glaube, der ist da oben auf dem Esstisch“, flüstert mir die Nanni zu. Mit einem Satz springt sie auf den Tisch. „Ha, hab ich dich!“, schreit sie. „Oh, er ist gar nicht da.“
Wir hören Bertl kichern.
„Aber er muss da irgendwo sein. Ich hör ihn doch. Und riechen tu ich ihn auch.“ Die Nanni saugt die Luft tief ein.
Ich hopse zu ihr hoch, springe vom Tisch hinunter auf einen Sessel. Kein Bertl. Mit einem Satz hopse ich hinüber zum zweiten Sessel. Wieder kein Bertl.
Die Nanni sucht auf der anderen Seite des Tisches. „Ha, aber jetzt!“, schreit sie triumphierend.
Und da sehe ich ihn auch. Kudernd wälzt sich Bertl in Fraulis Wäschekorb. Auf seinem Kopf hängt eine Unterhose von Frauli.
„Das war echt lustig! Hanni, jetzt bist du dran!“, kreischt er. „Die Nanni und ich zählen bis zehn und dann suchen wir dich.“
„Eins, zwei, drei, …zehn!“, höre ich den Bertl. Und dann die Nanni: „Gefunden!“
„Wie hast du mich so schnell gefunden?“ Ich bin echt baff.
„Och, weißt du, die Spürhund-Methode ist wirklich sehr erfolgreich“, kichert die Nanni und zieht mich aus der Bettzeuglade.
„Mädels, ich bin zu Hause. Und ich hab Bertls Frauli gesehen. Die Meiers kommen gleich rüber und holen ihn ab“, hören wir Frauli unten rufen.
„Woher wissen deine Leute, dass du da bist?“, frage ich Bertl.
„Na, wir leben doch im totalen Überwachungsstaat. Du kannst keinen Schritt mehr machen, ohne dass Gott und die Welt weiß, wo du gerade bist“, erklärt er mir.
„Echt?“ Erstaunt schaue ich ihn an.
„Ja. Und außerdem haben sie gesehen, wie ich in Euren Garten gehüpft bin. Tschüss, bis bald!“
Comments