Liebes Tagebuch,
Frauli ist schon wieder unterwegs. Was tut eine einsame traurige Miezekatze also? Richtig, sie sucht sich Arbeit, macht sich nützlich. Aber womit anfangen? Hm …
Die Spielzeugkiste! Genau, die muss dringend neu sortiert werden. Da ist so ein Kudelmudel, da kennt sich ja keiner mehr aus. Schwups, schon ist sie ausgeräumt. Das ging echt schnell. So, womit fang ich am besten an? Vielleicht unten die Bälle? Und dann die Stinkepolster? Nö, das ist ganz blöd. Da liegt ja dann mein Lieblingsball auch ganz unten. Bis ich den dann hervorgefischt habe, vergeht mir sicherlich die Lust am Spielen. Also nochmals von vorne.
Jetzt hab ich es! Ganz unten kommen die Spielsachen, mit denen ich fast nie spiele und oben drauf meine Lieblingssachen. Hach, bin ich klug. Hm, aber dann spiel ich ja wieder nicht mit den anderen Sachen. Und wenn ich die mir so ansehe, sind die durchaus reizvoll. Also nochmals von vorn.
Vielleicht sollte ich sie abwechselnd hineinlegen, also einem Lieblingsspielzeug folgt ein normales Spielzeug und dann kommt wieder ein Lieblingsspielzeug. Genau, so mache ich es!
Na, das ist jetzt aber auch blöd. Weil, da verlier ich ja total den Überblick wo was ist. Also von vorne.
Also, wenn ich zuerst … Nein, besser wäre, ich … Nö, das geht irgendwie gar nicht. Wie macht Frauli das nur? Da passt es immer. Da find ich alles. Hm, … Am besten, ich kipp alles aus und lass Frauli die Sachen einräumen. Dann ist es wenigsten so, wie ich es gerne habe.
So, was könnte ich als nächstes dem Frauli Gutes tun? Mal überlegen. Ha, ich hab`s! Ich werde ihre Schuhe im Vorzimmer ordentlich ins Regal stellen. Da hat sie nämlich einen regelrechten Sauhaufen. Das freut sie sicherlich, wenn ich da Ordnung mache. Also, zuerst einmal alle Schuhe auf den Boden schmeißen. Dann sortieren. Aber wie? Soll ich die Turnschuhe oben oder unten hinstellen? Und soll ich die anderen nach der Höhe der Absätze oder nach Farbe schlichten?
Am besten, ich beginne ganz unten mit den Turnschuhen und Wohlfühlschuhen. Frauli nennt sie Latschen. Ich glaub, weil sie irgendwie so breit und groß sind. Hm, die krieg ich aber alle gar nicht unten rein. Die hat ja echt eine Menge Schuhe, die Frau. Also muss ich sie stapeln. Ne, das schaut jetzt aber blöd aus, wenn ich die einfach übereinander stelle.
Vielleicht sollte ich die überschüssigen in die Reihe darüber stellen. Pfff, die haben ja ein Gewicht. Na, das soll mir einmal einer zeigen, wie das gehen soll. Nö, die klobigen Latschen müssen alle in der untersten Reihe bleiben, das geht gar nicht anders.
So, jetzt aber die Schühchen. Manche davon sehen echt so aus, als würde da nie und nimmer Fraulis Haxen reinpassen. Nur, wie komm ich rauf, auf die nächste Regalreihe? Ha, ich schmeiß die mit Schwung nach oben. Das schaff ich locker.
Aua! Die kommen wieder retour. So eine Sauerei. Und die wenigen, die oben bleiben, passen gar nicht zusammen. Da liegt jetzt ein roter Schuh neben einem beigen. So will ich das aber nicht. Mann, ich hab mir das aber echt leichter vorgestellt, das Helfen. Ich sehe schon, da muss Frauli selber ran. Das kann sie nicht von mir verlangen, dass ich das mache.
Mah, bin ich müde. Ich glaub, ich mach ein Nickerchen. Pausen sind wichtig, haben sie letztens im Fernsehen gesagt. Es ist total ungesund, wenn man ständig durcharbeitet. Hm, wo leg ich mich am besten hin. Auf die Couch? Auf den Boden? In den Sessel? Auf den Tisch? Oder einmal ganz woanders? Genau, ich leg mich auf den Lehnpolster drauf. Aber diese Kopfstütze da ist mir irgendwie im Weg. Kann man die verrücken? Ups, runtergefallen. Aber dafür hab ich jetzt ganz bequem Platz hier.
„Was …? Wer …? Hannniii!!!“ Frauli steht in der Wohnzimmertür. Ich hab sie gar nicht heimkommen hören. Da sieht man, wie erschöpft ich bin.
„Hanni, hast du alles ausgeräumt?“ Nein.
„Die ganzen Schuhe liegen kreuz und quer im Vorzimmer.“ Ja, das weiß ich. „Sag einmal, was soll denn das?“ Was denn?
„Deine Spielzeugtruhe hast du auch umgekippt.“ Woher will die eigentlich wissen, dass ich das war? Vielleicht war es auch die dumme Nuss. Immer meckert sie mich an.
„Und wieso verdammt noch einmal baust du die Couch um?“ Ich? „Ich dreh noch durch mit dir. Echt jetzt.“ Mann, da will man einmal helfen und dann macht die so ein Drama draus. So was von undankbar.
„Gib gefälligst Antwort, wenn ich mit dir rede.“ Nein, ich mag nicht. „Hanni!!!“ Nein. „Ich weiß, dass du es kannst.“
„Pfff!“, entschlüpft es mir laut.
„Ha, wusste ich es doch.“ Frauli gleicht jetzt ein wenig Napoleon, nachdem er die Schlacht von Austerlitz gewonnen hat. Fehlt nur der komische Hut. Woher ich das von Napoleon alles weiß? Ab und zu eine Doku anschauen, liebes Tagebuch. Von den französischen Komödien lernst du so was nicht. Aber sag das einmal Frauli.
„Und schon wieder verstummt?“
„Pfff!“
„Stotterst du? Oder fällt dir heute keine Ausrede ein?“ Ich beschließe ab sofort zu schweigen. Ich sage mit Sicherheit kein Wort mehr ohne einen Anwalt.
„Hanni, was stimmt nicht mit dir? Kannst du dich nicht einfach wie eine Miezekatze benehmen?“ Och, schon wieder die alte Leier. „Schau dir die Nanni an. Der würde nie einfallen, das Haus zu verwüsten."
„Pfff!“ Die dumme Nuss ist ja auch noch nie auf die Idee gekommen sich hier nützlich zu machen. Die knotzt den ganzen Vormittag schon auf der Couch während ich mich abrackere. Aber das sieht Frauli natürlich nicht. Ich beschließe, dass ich ihr nie wieder im Haushalt helfen werde. Nie nie wieder! Soll sie doch schaun, wie sie das alles geregelt kriegt ohne mich.
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