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  • Autorenbildroswithazatlokal

25.10.2020

Aktualisiert: 26. Okt. 2020



Liebes Tagebuch,

heute ist ein komischer Tag.


„Nanni, nein hier kommst du nicht herein mit deiner Beute!“, hör ich Frauli sagen. Ich bin gerade für kleine Miezekatzen und habe deswegen keine Ahnung weswegen die doofe Nuss ausgeschimpft wird. Ich nehme an, sie hat es verdient, also erfreut es mich mehr als es mich beunruhigt.



Ich sehe bei meiner Rückkehr gerade noch, wie die Nanni Frauli giftige Blicke zuwirft. Sagen kann sie nichts, weil sie einen riesigen Vogel im Maul hat.

„Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, Nanni. Aber das Vogerl möchte weiterleben. Gib es entweder her oder trag es hinaus.“ Frauli steht mit strengem Blick vor der Nanni.

Die Nanni huscht samt Vogel bei der Katzenklappe hinaus. Da sitzt sie nun, einen Vogel im Maul und weiß nicht recht wohin damit. Juchuh, geschieht ihr recht, der dummen Kuh!

„Hanni, wieso stehst du schon wieder mitten im Holz?“ Wie? Was? „Du weißt, dass da vielleicht Käfer drinnen sind? Ich helfe dir dieses Mal nicht.“ Was ist denn der über die Leber gelaufen?

Die Klappe geht auf, die Nanni huscht herein, rennt in die Küche.

„Moment, mein Fräulein!“ Frauli humpelt ihr nach. „Wenn du glaubst … Och, für mich? Das ist ja lieb, Nanni.“


Was treiben die da draußen bloß? Ich sause in die Küche. Natürlich, das war ja klar. Frauli lässt sich schon wieder von der doofen Nuss einwickeln.

Die Nanni sitzt in der Schachtel. Der Vogel liegt vor ihr. Sie selbst sitzt aufrecht da, sieht Frauli unentwegt an und schnurrt hingebungsvoll.

„Ach, bist du süß. Wolltest du Frauli was zum Essen bringen? Und Frauli schimpft auch noch. Na, so eine brave Miezekatze aber auch.“ Frauli tätschelt Nannis Köpfchen. Die wirft mir einen triumphierenden Blick zu, steigt elegant aus der Schachtel und begibt sich zu ihrer Futterschüssel. Laut schmatzend schlingt sie ihr Frühstück hinunter.

Lächelnd wischt Frauli den Vogel auf die Mistschaufel. „So ein armer Piepmatz.“


Ich kann es mir nicht verkneifen und äffe sie hinter ihrem Rücken nach. „Brave Miezekatze. Tolle Nanni. Ja, so ein braves Puppi“, grummle ich Grimassen schneidend vor mich hin.

„Wie bitte?“ Frauli dreht sich um. Ich erstarre in der Bewegung, versuche so unschuldig wie möglich dreinzuschauen. „Hast du etwas gesagt, Hanni?“ Ich schweige. Mit der Mistschaufel in der einen Hand und einer Krücke in der anderen verlässt Frauli die Wohnung.


Sicher kommt der Piepmatz jetzt in den Vorgarten zu den anderen Tieren. Da draußen muss sich ja schon ein ganzer Berg mit Viechern auftun. Ob sie sie sortiert? Rechts die Toten und links alle, die noch leben? Ich hüpfe aufs Küchenfenster, um nachzusehen. Keine Berge, nicht einmal einer. Nun gut, die die es überlebt haben, sind wahrscheinlich nach ihrer Befreiung in Panik geflohen. Aber wo sind die abgemurksten? Da sehe ich, wie Frauli den Deckel der großen braunen Tonne schließt. Kommen da alle Ermordeten hinein? Ist das so etwas wie der Friedhof der Kuscheltiere? Mich schaudert. Ich darf mir keine Horrorfilme mehr ansehen.


Nachdenklich schlendere ich ins Wohnzimmer, lege mich wieder auf den Holzstoß. Gierig sauge ich den Duft ein, den er von sich gibt. Hach, riecht das gut.

„Hanni, du wirst total dreckig. Und …“

„… und vergiss die Käfer nicht“, säusle ich mit verstellter Stimme.

„Hanni?“ Ich schweige. „Ich hab das gehört.“ Ich schweige weiter. „Ich bin hier das Frauli und ich sage, wo es langgeht.“ Trotzig drehe ich ihr den Rücken zu. „Schau mich an, wenn ich mit dir rede.“ Nein. „Hanni!“ Dreh du dich doch um. „Haaannniii!!!“

„WAS?“ Ich wende mich ihr zu und starre sie angriffslustig an.

„Spinnst du jetzt, oder was?“

„Sicher nicht. Du etwa?“ Ich lege meine Ohren grantig zur Seite um auch äußerlich ein Zeichen zu setzten.

„Wenn du noch lange frech bist, räum ich deine Spielsachen weg. Und deine Guttis.“

Ich antworte, indem ich hingebungsvoll am Tischbein kratze.

„Hanni!!!“

Sie hebt mich hoch, ihre Nase berührt meine. Sie schaut so böse, dass es mir jetzt doch ein wenig mulmig wird. Schnell lecke ich ihr übers Gesicht und brumme hingebungsvoll.

„Wenn du glaubst … Hihi, das kitzelt … Hanni … Ach bist du süß.“


Puh, gut, dass sie mir nicht widerstehen kann. Das hätte böse enden können. Am Ende wäre Frauli ausgezogen. Wer hätte dann mein Essen hergerichtet?

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