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  • Autorenbildroswithazatlokal

25.05.2020


Liebes Tagebuch,

also, was mir heute wieder passiert ist …


Ich höre Frauli von außen den Schlüssel ins Schloss stecken und laufe, wie immer wenn sie heimkommt, sofort hin um sie zu begrüßen. Und was sehe ich? Zwei fremde Gesichter! In meiner Panik zische ich hinauf ins Schlafzimmer und verstecke mich unter meiner Schmusedecke in der Bettzeuglade. Ich mein, die spazieren da einfach rein in unsere Wohnung. Ohne Vorwarnung, ohne mir was zu sagen. Das kann man doch nicht machen. Das muss man doch mit mir absprechen. Ich meine, was würde die sagen, wenn ich auf einmal mit einer Horde fremder Katzen hier antanze?

„Hanni-Puppi! Wo ist denn meine kleine Maus? Hanni, komm runter.“ Ha, sicher nicht! Ich lass mich doch nicht von Fremden begaffen und betatschen. Vorsichtig wird die Lade einen Spalt aufgezogen und Frauli guckt herein. „Hanni, kommst du?“ Ich dreh mich sofort weg, kriech noch tiefer in meine Decke. Pfff, was glaubt die denn, wen sie vor sich hat? Nein, so schnell gebe ich nicht nach.

Später höre ich wie sie unten kudern und reden. Höre die Kaffeemaschine. Denen ist so was von egal, was mit mir ist. Beleidigt mummle ich mich in meine Decke ein und warte. Was denken die sich eigentlich? Lassen mich einfach hier so alleine in der Bettzeuglade liegen. Das kann`s jetzt aber nicht sein, oder? Vorsichtig schleiche ich hinunter ins Wohnzimmer. Frauli und zwei Frauen, die mir irgendwie bekannt vorkommen, sitzen beim Esstisch, tratschen, lachen, trinken Kaffee. Und wer ist mittendrin und auch dabei? Die Nanni. Na das war ja klar, dass die sich da jetzt wichtig macht, die hinterhältige Nuss. Und wie sie schaut und auf lieb tut, und sogar ansetzt zum Schnurren. So ein falsches Biest aber auch!

Ich nehme all meinen Mut zusammen und stell mich neben Fraulis Sessel. Aber wenn du jetzt denkst, dass die mich sieht oder streichelt, dann liegst du falsch, liebes Tagebuch. Ich werde total ignoriert. Nicht nur von Frauli, nein auch von den beiden Besucherinnen. Ich maunze. Nichts. Also kratze ich an Fraulis Sessel. Und jetzt kommt`s. Die hebt mich hoch, pustet mir mitten ins Gesicht und sagt: „Dudu.“ Beschämend, findest du nicht auch? Dann setzt sie mich wieder auf den Boden, tätschelt meinen Kopf - und tratscht weiter. So etwas kann man sich doch nicht gefallen lassen! Wo kommen wir denn da hin, wenn man so was mit sich machen lässt. Nein, meine Liebe, nicht mit mir, denke ich mir und nehme mir den Sessel ein zweites Mal vor. Und was tut Frauli? Hebt mich nochmals hoch und, ob du es glaubst oder nicht, beschimpft mich. So Sachen wie „Hanni, dudu, das macht man nicht“ muss ich mir anhören. Und das vor Fremden! Die zwei Frauen finden das auch noch witzig. Da häng ich in der Luft und werde aufs Übelste beschimpft und die sitzen daneben und lachen. Und Frauli lacht mit!

Sodom und Gomorra herrscht hier bei uns, liebes Tagebuch. Sodom und Gomorra. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Außer, dass ich der blöden Nanni im Hinausgehen eine Ohrfeige verpasse und bevor sie reagieren kann schnell hochlaufe in meine Bettzeuglade. Da liege ich jetzt und warte, dass sich Frauli bei mir entschuldigt. Wenn sie das nicht tut, gehe ich nie, wirklich nie wieder hinunter zu ihr. Ehrlich.

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