Liebes Tagebuch,
hinter unseren Gärten ist seit Monaten eine Riesenbaustelle.
Unser wunderschönes Feld hinter den Gärten haben sie niedergemetzelt und Betonbunker hingestellt. Und es sollen noch ganz viel mehr kommen.
Da fahren den ganzen langen Tag ur-viele Lastwagen und Bagger. Und Männer schreien sich in einer Tour an. Da freut es einem gar nicht mehr hinaus zu gehen. Die sind so laut, dass man sie sogar bis in meine Bettzeuglade hört. Bei geschlossenem Fenster.
Ich hoffe, da ziehen nicht lauter Miezekatzen ein. Mein Bedarf an neuen Nachbarn ist gedeckt. Stell dir vor, die kommen dann auch alle zu uns auf Besuch. Die Nanni, die doofe Nuss, hätte endlich ihre Riesen-Clique und ich schlaflose Nächte.
Man weiß ja auch nie, ob sie einem friedlich gesinnt sind, diese Zugezogenen. Wie oft schon wurden die Nanni und ich von so einem Monsterkater gejagt.
Wenn das so weitergeht, streunen hier bald lauter Fremdkatzen herum. Auch, wenn sie unseren Garten nicht betreten sind die einfach da. Die muss man erst gar nicht sehen, die spürt man. Gar nicht auszudenken, was denen alles einfallen könnte. Ich bin jetzt schon das reinste Nervenbündel.
„Du, Nanni, beunruhigt dich diese Baustelle gar nicht? Am Ende ziehen da viele Miezekatzen ein und belagern uns“, frage ich meine Mitbewohnerin.
„Wieso sollten sie?“ Sie macht sich schon wieder die Krallen. Wie kann man nur so eitel sein? Und so oberflächlich?
„Na, weil die alle dann unseren Garten haben wollen. Die haben es lange nicht so schön wie wir."
„Ach, die machen sicher noch einen Spielplatz oder so.“ Sie besieht sich ihre Krallen, scheint zufrieden mit ihrem Werk zu sein und beginnt, sich den Schweif zu putzen.
„Ja klar, die machen wieder alles grün. Pfff! Wahrscheinlich stellen sie ein paar Kübelchen mit Pflanzen auf oder verlegen Kunstrasen. Lebst du auf dem Mond? Das sieht man doch andauernd im Fernsehen, wie die alles zuschütten. Das kannst du doch nicht mit unserem Garten vergleichen.“ Mann, ich komme nicht viel herum, aber sogar mir ist klar, dass wir Miezekatzen Wiesen und Blumen und Bienchen und Schmetterlinge mögen.
„Vielleicht ziehen ja auch lauter Hunde in die Nachbarschaft.“ Sie grinst.
„WAAAS?“ Mir stellen sich sämtliche Körperhaare auf.
„Keine Sorge, Hunde klettern nicht über Zäune. Die kommen nicht herein zu uns. Und rausgehen tust du ja sowieso nicht.“
„Aber es war so schön ruhig bei uns. Jetzt haben die einfach das schöne wilde Feld niedergemetzelt und knallen uns einen Betonbunker vor die Nase.“ Ich will und kann mich nicht damit abfinden, dass meine Ruhe mit einem Mal vorbei sein soll. Dass es nicht mehr so schön grün ist rundherum.
„Du könntest wegziehen.“
„Ich?“
„Ja, wenn es dir hier nicht mehr gefällt. Warum nicht?“
"Das ist deine Lösung? Wegziehen und so tun, als wäre nix passiert? Und du glaubst wirklich, Frauli würde unsere schöne Wohnung und den Garten einfach so aufgeben?"
Ha, hab ich sie erwischt. Sie will uns loswerden. Will sich unsere Wohnung unter den Nagel reißen. Aber nicht mit mir! Wir bleiben. Komme, was wolle. Außerdem, wo sollten wir denn hinziehen, Frauli und ich?
„Das hättest du wohl gerne. Frauli und ich bleiben.“
“An Frauli habe ich dabei auch gar nicht gedacht. Aber du wirst dich schon daran gewöhnen, wirst sehen.“
Was sie wohl damit meint, an Frauli hat sie dabei gar nicht gedacht?
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