Liebes Tagebuch,
heute ist wieder einmal die Wäsche dran. Wenn ich nicht ein bisserl drauf schauen würde, Frauli hätte nur vernudelte Sachen zum Anziehen. Aber glaubst du, sie dankt es mir? Mitnichten. Ganz im Gegenteil.
„Hanni, geh runter von meinem Pulli!“ Nein, ich arbeite.
„Hanniiii!“ Was???
„Der ist frisch gewaschen.“ Das sieht man.
„Hanni, du verknuddelst ihn.“ Pfff!
„Hanni, jetzt hab ich überall deine Haare drauf.“ – „Hanni, du ziehst mir lauter Fäden!“ – „Hanni, …“
Verstehst du jetzt, was ich meine, liebes Tagebuch? Ich plätte alle ihre Pullis glatt, indem ich mich draufsetze. Mein Popsch hat die Wirkung eines Bügeleisens, nur sanfter. Und nicht so heiß. Nach meiner Spezialbehandlung duftet der Pulli auch ausgesprochen gut, Duftnote Hanni. Und als Dank werde ich niedergekeppelt bis zum Umfallen.
„Hanni, hörst du mir eigentlich zu?“ Ich tu so, als wäre alles in schönster Ordnung. Meine Gedanken entfliehen an einen schöneren Ort. Bunte Schmetterlinge kreisen lieblich in meinem Kopf. Es duftet nach Rosen und …
„Hannnniii!!!“
„Waaassss?“ Wenn Blicke töten könnten würde ich jetzt wahrscheinlich tot umfallen.
„Geh endlich runter von meinem Pulli!“ Bevor ich antworten kann, springt die Braungetigerte aufs Bett, guckt in den leeren Wäschekorb und legt sich hinein.
„Siehst du, was ich meine?“ Frauli zeigt auf die doofe Nuss, die sich hingebungsvoll ihrer Fellpflege widmet.
„Pfff!“
„Wie pfff? Bist du gerade wieder frech?“ Ich halte ihrem Blick stand. „Wieso rede ich überhaupt mit dir?“ Ich werde geschnappt und auf den Boden befördert. Das kann`s jetzt aber nicht sein! Ich werde in diesem Haushalt nicht nur jeglicher Rechte beraubt, nein, man nimmt mir sogar meine Würde. Beleidigt ziehe ich ab, leg mich in meine Spielzeugkiste zu meinem Flamingo. Den Federfisch eng an mich gedrückt schlafe ich ein.
Ein ausgesprochen deliziöser Duft umfängt mich. Meine Augen blinzeln, meine Nase hebt sich, Wasser sammelt sich in meinen Mundwinkeln. Ich rapple mich auf. Und was sehe ich? Frauli und Nanni sitzen beim Tisch, beide stieren auf einen Teller mit Lachs und Gemüse.
„Erst Frauli, dann die Miezekatze.“ Aha, so ist das. Die wollten den Fisch alleine verschnabulieren. Wusste ich es doch! Die Beiden sind so was von gemein.
„Gut, dass du munter bist, Hanni. Es gibt dann gleich Nachtmahl.“
Hach, mein Frauli. Wie konnte ich nur annehmen, dass sie ohne mich essen?
Comments