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  • Autorenbildroswithazatlokal

19.01.2021







Liebes Tagebuch,

ich bin es, die Nanni.


Ist dir eigentlich schon einmal aufgefallen, dass die Hanni ständig so tut, als wäre sie nicht meine Schwester? Keine Ahnung, warum. Ich glaube, sie ist eifersüchtig. Immerhin bin ich die bessere Jägerin, kann mich notfalls ganz alleine ernähren. Die Hanni kann das nicht. Die ist auf Frauli angewiesen. Keine Ahnung, ob die Hanni schon jemals eine Maus gefressen hat. Ich glaube, Frauli mag, dass ich so selbständig bin und nicht dauernd an ihrem Rockzipfel häng. Und das gefällt der Hanni gar nicht.


Heute veranstalten wir wieder einmal unseren Yoga-Abend. Die Burschen kommen dafür extra alle zu uns auf die Terrasse, auch der Diego. Die Hanni lässt sich wieder einmal bitten. Eh klar. Das ist so eine Diva!


Ich zeige dem Diego gerade die Cobra, da geht auf einmal die Terrassentür auf und Frauli stürzt heraus. „Lasst mich mitmachen!“, nuschelt sie. „Können wir das nicht drinnen machen, hier ist es nämlich echt kalt.“

„Moment, wir stimmen ab“, erkläre ich Frauli und drehe ihr den Rücken zu.

„Wie, ihr stimmt ab?“

„Na, wir sind ja eine gleichberechtigte Gruppe. Und da macht man das so. Würdest du bitte drinnen warten, bis wir eine Entscheidung getroffen haben?“

„Nicht dein Ernst?“ Fraulis Augen sind weit aufgerissen. Ich fürchte, sie kriegt entweder einen Tobsuchtsanfall oder beginnt zu weinen.

„Doch.“

Grummelnd verzieht sich Frauli ins Wohnzimmer. Sie setzt sich auf ihren Lieblingssessel und lässt uns nicht aus den Augen.






Liebes Tagebuch,

ich bin es Frauli.


Stell dir vor, heute ist die ganze Rasselbande da und veranstaltet auf meiner Terrasse Yoga. Das ist ja super, denk ich mir. Da kann ich gleich was für meinen Rücken machen. Ich also raus, frage höflichkeitshalber, ob ich mitmachen darf und bitte die Katzenmeute ins Wohnzimmer zu kommen. Und weißt du, was passiert? Die Nanni sagt, sie müssen erst darüber abstimmen. Einfach so mitmachen mit der Gruppe geht gar nicht. Also, ehrlich jetzt. Spinnt die? Die hocken immerhin auf meiner Terrasse!






Liebes Tagebuch,

ich bin es die Hanni.


Die Nanni, die doofe Nuss, hat wieder einmal alle Kater aus der Nachbarschaft zusammen getrommelt und veranstaltet Yoga auf der Terrasse. Frauli will mitmachen und die Nanni hat echt den Nerv zu sagen, dass wir darüber abstimmen. Na, das Gesicht von Frauli müsstest du sehen!


„Na, lass sie doch mitmachen“, meint der Bertl.

„Einfach so?“ Die Nanni schüttelt den Kopf. „Es gibt Gruppenregeln.“

„Seit wann?“, fragt Diego.

„Seit heute. Also, Pfote hoch, wer dafür ist“, kommandiert die Nanni uns herum.

„Wofür?“ Dominik runzelt die Stirn. „Ich glaube, ich bin eingenickt.“

„Hach, du immer.“ Alexander versetzt ihm einen Klaps auf die Stirn. „Nannis Frauli will bei uns mitmachen.“

„Und wo ist das Problem?“, fragt Dominik.

„Die Nanni macht auf wichtig“, knurre ich.

„Es gibt Gruppenregeln“, wiederholt die Nanni.

„Seit wann?“, fragt Diego.

„Seit jetzt. Also, wer dafür ist, dass Frauli mitmacht, Pfoten hoch.“

Ich hebe sofort meine Pfote und schiele dabei über meine Schulter zu Frauli ins Wohnzimmer. Hoffentlich hat sie meine blitzschnelle Zustimmung mitgekriegt.

„Du bist echt so was von peinlich“, schimpft mich die Nanni.

„Warum eigentlich nicht?“ Dominik hebt die Pfote.

„Was passiert, wenn wir dagegen sind?“ Maximilian runzelt die Stirn. „Nicht, dass ich dagegen bin, aber es interessiert mich.“

„Wahrscheinlich werden wir dann aus dem Garten verjagt.“ Bertl stochert in seinen Zähnen herum.

„Okay, verstanden.“ Maximilian hebt seine Pfote.

„Diego?“ Nanni sieht ihn streng an.

„Ja?“

„Deine Pfote.“

„Ich bin überfordert“, jammert er. „Ich wusste nichts von Gruppenregeln und soll sie jetzt einhalten, obwohl ich sie gar nicht kenne.“

„Okay, Diego. Die Gruppenregel lautet, dass alle damit einverstanden sein müssen, wen jemand Neuer mitmachen möchte“, erklärt Nanni.

„Und wenn nicht alle einverstanden sind? Ist dafür ein Mehrheitsbeschluss notwendig oder muss die Abstimmung einstimmig sein?“, will Maximilian wissen.

„Gute Frage.“ Nanni runzelt die Stirn. „Am besten wir stimmen darüber ab. Wer ist dafür, dass ein Mehrheitsbeschluss reicht?“

„Was ist ein Mehrheitsbeschluss?“, fragt Diego.

„Diego!“ Nanni tut so, als würde sie zusammenbrechen.

„Gruppenregeln sind blöd“, maunze ich. „Können wir nicht einfach Yoga machen?“

„Gut, kürzen wir das Ganze ab. Hat wer was dagegen, wenn Frauli mitmacht?“ Nanni sieht streng in die Runde.

„Nein!“ – „Mir egal.“ – „Nein.“ – „Ich glaub nicht.“ – „Mensch, soll sie doch mitmachen.“

„Gut, die Gruppe hat entschieden. Gehen wir hinein.“

Nacheinander betreten wir durch die Katzenklappe das Wohnzimmer. Frauli mustert uns angespannt, knabbert nervös an ihren Nägeln. „Und?“

„Okay“, maunzt Nanni.

Erleichtert rollt Frauli ihre Matte aus.


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