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  • Autorenbildroswithazatlokal

18.11.2020


Liebes Tagebuch,

ich hab dir ja noch gar nicht von unserem gestrigen Yoga erzählt. Es war irgendwie etwas merkwürdig, würde ich sagen.


Dominik und Maximilian kommen nicht. Einfach so, ohne sich zu entschuldigen. Die Nanni ist ganz fertig deswegen. Sie glaubt, die sind weggezogen. Hätten keine Zeit gehabt, ihr Bescheid zu geben. Oder am Ende wurden sie entführt. Oder haben sich verlaufen, sitzen in einem finsteren dreckigen Keller fest. Lauter so Gedanken gehen der durch den Kopf. Und so geht sie halt rüber zu ihnen.


Bei ihrer Rückkehr erfahre ich folgendes:

Beide Miezekater sitzen mit sehnsüchtigem Blick bei der Terrassentür, drücken ihre Nasen fest gegen die Fensterscheibe. Beim Anblick von der Nanni hüpfen sie vor lauter Freude ganz wild auf und ab. Du weißt ja sicher noch, liebes Tagebuch, dass der Dominik zum Arzt musste. Oder war es der Maximilian? Wurscht, einer von den beiden halt. Er hustet, hat sich erkältet, so der Tierarzt. Nix Schlimmes eigentlich. Aber er muss furchtbar grausliche Medikamente einnehmen. Und nächste Woche darf er nochmals zum Arzt. Der hat echt darf gesagt. Der mag seinen Tierarzt total gerne. Ein merkwürdiger Kater, wenn du mich fragst.

Auf alle Fälle kann er deswegen nicht zum Yoga kommen. Er muss zu Hause bleiben, sagt sein Frauli, und hat die Katzenklappe versperrt. So eine Gemeinheit aber auch!

Und damit der Maximilian nicht auch noch krank wird, hat der auch gleich Hausarrest verpasst bekommen. Weil, so sein Frauli, falls er sich angesteckt hat, soll er keinesfalls in die Kälte hinaus. Und ob er sich angesteckt hat, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Und somit sind die beiden unter Quarantäne. In Hustenquarantäne sozusagen.

Die Nanni hat ihnen versprechen müssen, sie morgen wieder zu besuchen. Pfff, wer`s glaubt!


Und was ist mit dem Bertl, wirst du dich jetzt sicher fragen, liebes Tagebuch.


Also, der Bertl ist schon lange vorm Yoga da. Als erstes stierlt er in unseren Kastln nach Essbarem. Er findet allerhand Leckerlis, von denen wir gar nichts gewusst haben. Galant teilt er mit uns. Dann lungert er auf der Terrasse herum, erzählt uns die neuesten Tratschgeschichten und ist voll gut drauf. Dem scheint es nur recht zu sein, dass er heute der einzige Kater in unserer Runde ist. Mit etlicher Verspätung beginnen wir mit unserem Yoga.


Und dann passiert das:

Es läutet an der Tür.

„Ist unser Bertl schon wieder bei Ihnen?“ Frau Meier klingt peinlich berührt.

„Ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Soll ich schauen? Er kann aber gerne bleiben“, hören wir unser Frauli antworten.

„Nein, wir würden ihn mit nach Hause mitnehmen, den Strawanzer.“

„Wollen Sie hereinkommen?“

„Danke, wir warten, wenn es recht ist.“

Frauli kommt auf die Terrasse, schaut sich kurz um, schnappt sich den tiefenentspannten Bertl von der Liege und geht mit ihm zur Haustür.

„Deine Leute sind da. Wart, ich putz dir dein Schnäuzchen ab, du hast ja überall Brösel. Warst du schon wieder an unseren Vorräten? Du bist ja ein Lauser“, hören wir Frauli sagen. „Hier, bitte schön, Ihr Bertl. Er stört aber wirklich nicht.“

„Danke, das ist lieb von Ihnen. Aber er muss lernen, dass er sich nicht einfach überall einnisten darf.“

„Ich glaube, er ist gerne mit meinen Katzenmädels zusammen.“

„Aha, möglich. Aber heute nehmen wir ihn gleich mit. Danke, auf Wiedersehen!“

Und so stehen die Nanni und ich mit einem Mal alleine da. Mich stört es ja überhaupt nicht. Du weißt ja, dass ich Fremde im Haus nicht mag. Die Nanni schaut aber total traurig drein.


„Soll ich für den Bertl einspringen?“, fragt uns Frauli. Sie trägt Turnkleidung.

Du kannst dir vorstellen, liebes Tagebuch, wie verdattert wir sind. Frauli glaubt wirklich, sie kann den Bertl auch nur ansatzweise ersetzen? Nachdem sich hier jeder Kommentar erübrigt, schweigen wir. Frauli nimmt dies als Zustimmung, wirft eine Matte auf den Terrassenboden, setzt sich darauf und fragt: „Was steht an?“

Die Nanni greift sich auf die Stirn. „Ich glaube, ich krieg Migräne.“ Sie geht ins Wohnzimmer und legt sich auf die Couch.

„Und ich Hunger.“ Ich schlendere in die Küche.


Frauli sitzt alleine auf der Terrasse und wartet. In regelmäßigen Abständen fragt sie: „Kommt Ihr bald wieder? Dauert das noch lange?“


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