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  • Autorenbildroswithazatlokal

16.09.2020


Liebes Tagebuch,

bei uns geht es derzeit ein wenig heftig zu. Aber der Reihe nach.


Nachdem ich überzuckert habe, dass Frauli mich mit ihrem Applaus gelinkt hat, versuche ich zu retten, was zu retten ist. Also tue ich so, als würde ich straucheln und mich dabei an der Pfote verletzen. Miauend humple ich auf sie zu, sehe sie mit tränenden Augen an. Also ich hätte mir echt leidgetan. Diese Frau ist so was von hartherzig … nie und nimmer hätte ich das gedacht.


„Hanni, du bist so eine schlechte Schauspielerin.“

„Gerade hast du noch geklatscht vor Begeisterung“, erschrocken halte ich mir die Schnauze zu.

„Was ist in dem Paket? Du sollst doch keine Spielsachen bestellen! Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“

„Es sind keine Spielsachen“, kontere ich genervt. „Und es war nur von Spielsachen die Rede und von sonst nix“, trumpfe ich auf. Bei ihrem Blick verstumme ich sofort. Ob ich zu dick aufgetragen habe?

„Und du glaubst wirklich, du bist in der Position mich zu belehren?“ Ich glaube, ich schweige jetzt besser.

Mit einem lauten Ratsch öffnet Frauli das Paket. „Katzenfutter?“ Erstaunt sieht sie mich an. „Echt jetzt?“ Ich blicke zu Boden. „Ich fasse es nicht. Meine Katze bestellt sich Katzenfutter.“ Verlegen scharre ich mit der Vorderpfote auf dem Küchenboden.


Nanni saust herein, springt freudig an Frauli hoch. Im Hochspringen bemerkt sie das offene Paket auf dem Tisch.

„Oh, oh“, entschlüpft es ihr.

„Du hast davon gewusst?“ Wir schweigen beide, die doofe Nuss und ich.

„Nochmals für alle hier im Raum anwesenden Katzen!", donnert Frauli los. „Miezekatzen kaufen nichts. Rein gar nichts. Egal wie verlockend oder billig oder toll es ist. Ihr kauft nichts, absolut nichts! Kapische?“ Wir nicken beide. „Und Hanni, ich weiß ganz genau, dass das auf deinem Mist gewachsen ist. Denk daran, du stehst ab sofort unter ständiger Beobachtung.“ Sie macht John Travolta in Pulp Fiction nach, wie er mit dem Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand zuerst auf seine und dann auf die Augen des Gegners zeigt, starrt mich dabei die ganze Zeit an. Sie versucht auch, seinen Blick zu imitieren. Bei John sieht es aber viel cooler aus. Ob ich sie darauf aufmerksam machen soll? Ich runzle nachdenklich die Stirn und öffne mein Mäulchen ...

"Schweig!"

Woher sie wohl gewusst hat, dass ich etwas sagen wollte?


Was meint sie eigentlich damit, wenn sie sagt, es ist auf meinen Mist gewachsen? Also in meinem Kisterl finde ich nichts. Ob ich im Garten nachschaue?


Frauli hat das neue Katzenfutter ganz nach hinten ins Regal geräumt mit den Worten: „Wenn ich es dir jetzt gebe, käme das einer Belohnung gleich. Also kriegst du es vielleicht, aber nur vielleicht, irgendwann. Oder ich spende es dem Tierheim.“


Mann, kann die anstrengend sein!

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