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  • Autorenbildroswithazatlokal

14.07.2020



Liebes Tagebuch!

Fraulis Urlaub ist vorbei. Zumindest sagt sie das. Sie meint, sie wäre jetzt wieder etwas weniger zu Hause. Also mir wäre das gar nicht so aufgefallen.


Okay, es gibt Tage, da müssen wir total früh raus. Das finde ich doof. Da hat Frauli dann gar nicht viel Zeit zum Kuscheln. Und wir trinken keinen Tee im Bett. Vom Zeitunglesen will ich erst gar nicht reden. Ich glaube, heute ist so ein Nicht-Urlaubs-Tag. Sie ist weg. Einfach so. Hat uns geknuddelt und beschmust und ist abgehauen. Nanni und ich sind ganz alleine daheim.


Ich versuch ja, mir die Zeit irgendwie zu vertreiben. Aber das ist gar nicht so einfach. So richtig raus in den Garten trau ich mich nicht, wenn wir alleine sind. Da fühle ich mich nicht sicher. Was, wenn der rote Miezekater kommt? Oder dieser schwarze Teufel, der immer mit meinen Spielsachen spielt? Der war übrigens schon lange nicht mehr bei uns. Aber wer sagt mir, dass er nicht hinter dem nächsten Gebüsch sitzt und nur darauf wartet, dass ich alleine zu Hause bin?


Die doofe Nanni liegt draußen auf der Liege. Ganz so, als wäre nix. Das sieht der aber wieder einmal ähnlich, mich alleine hier drinnen hocken zu lassen. Tolle Schwester, oder?


Wobei … Vielleicht sind wir ja gar keine Schwestern. Vielleicht hat eine fremde Mamamieze sie zu uns dazugelegt. So wie der Kuckuck zum Beispiel. Das hab ich in einer Tiersendung gesehen. Da legt die Kuckuck-Mama doch glatt ihr Riesen-Ei bei einem kleinen Piepmatz ins Nest dazu. Und die Nestbesitzer können sich dann abstrampeln mit dem Monster. Ob statt der Nanni meine richtige Schwester aus unserem Nest rausgeschmissen wurde?


Also, wenn du mich fragst, liebes Tagebuch, glaube ich ja, dass ich als Einzelkatze geplant war. Mama wollte gar nicht mehrere Kinder. Wozu auch, wenn sie doch mich bekommen hat?


Hm, entweder ist Mama in der Hektik, nachdem ich geschlüpft bin, gar nicht aufgefallen, dass da noch wer in unserem Nest liegt, oder sie hat es in ihrer Gutmüdigkeit nicht über sich gebracht die fremde Babykatze aus dem Nest zu stoßen. Weil, jetzt einmal ehrlich, wir sehen uns ja auch überhaupt nicht ähnlich, die Nanni und ich. Auch mein Fell ist viel seidiger. Die kann nur aus einer anderen Familie kommen. Das bemerkt sogar ein Blinder, so offensichtlich ist das.


Um mich abzulenken, gehe ich hinauf ins Büro. Na super, Frauli hat den Laptop zugeklappt. So sehr ich mich auch anstrenge, ich bekomm das blöde Ding einfach nicht auf. Ich schiebe und drücke, setze meine Krallen ein – nichts. In der Hoffnung, dass der Deckel aufspringt, hopse ich auf dem Laptop herum – nichts.


Frustriert setz ich mich hinunter auf den Esstisch, mitten auf Fraulis ausgedruckten Roman. Ich werde ihn plattmachen. Vielleicht wird er dann noch dünner. Dann sieht sie wenigstens, wie das ist, wenn man sabotiert wird beim Schreiben.


Aber irgendwann ist mir das auch zu fad. Noch dazu habe ich nicht das Gefühl, dass sich da unter meinem Popsch recht viel tut.


Mann, ich hoffe, Frauli kommt bald von der blöden Arbeit heim.

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