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  • Autorenbildroswithazatlokal

14.05.2020


Liebes Tagebuch,

ich bin fix und fertig! Was Frauli sich heute wieder geleistet hat, das ist einfach … unbeschreiblich. Eine Frechheit. Eine Herabwürdigung meinerseits sondergleichen. Du merkst, ich bin noch immer sehr aufgebracht. Und beleidigt. Dieses Mal hat sie es sich endgültig mit mir verdorben.


Also, mein Flamingo und ich liegen gerade schmusend im Wohnzimmer auf dem Fußboden, da rückt Frauli wie ein Himmelfahrtskommando mit dem Staubsauger an. Zack, zack, Kabel raus, angesteckt, aufgedreht. Die weiß ganz genau, dass ich mich davor fürchte. Aber glaubst du, das kümmert die? Natürlich nicht! Ich zisch also ab, hinauf in meine Bettzeuglade. Die ist so etwas wie mein Luftschutzbunker. Woher ich das kenne? Na, vom Fernsehen natürlich. Wir schauen die letzten Tage lauter Dokus über Soldaten. Mir fällt nur auf, dass Haustiere, speziell Katzen, dabei nirgends vorkommen. Ob die sich auch alle in einer Bettzeuglade verstecken?

Kurz überlege ich, den Flamingo zu retten, lass es dann aber doch lieber sein. Der Flamingo wird schon zurechtkommen. Der ist sicher so gescheit und legt sich in seine Spielzeugbox und wartet bis alles vorbei ist.


Nach endlos langem Herumgesauge höre ich Frauli den Staubsauger wegräumen. Vorsichtig schleiche ich mich hinunter, schau ob die Luft rein ist. Mein Flamingo ist weg! Verzweifelt suche ich ihn unterm Sofa, räum sogar die ganze Spielzeugbox aus. Vielleicht hat er sich in seiner Angst ganz tief unter dem anderen Spielzeug verkrochen. Könnte ja sein. Nix. Weg. Traurig setze ich mich auf die Couch, überlege wo er sich wohl versteckt haben könnte. Da sehe ich die Nanni auf dem Esszimmertisch herumlungern. Leise schleiche ich mich an, hopse auf den Tisch und erstarre.


Die spielt mitten auf dem Tisch mit MEINEM Flamingo! Die hat den doch tatsächlich entführt und gefangen genommen. Ist das zu fassen?

Oh, Frauli kommt. Ich springe lieber runter vom Tisch. Ha, jetzt gibt es gleich ein ordentliches Mordsdonnerwetter für die Nanni. „Nannilein, du sollst doch nicht auf dem Tisch liegen. Ja, was hast du denn da? Das ist ja Hannis Flamingo.“ Nannilein? Hat die jetzt wirklich Nannilein gesagt? Ich spring auf einen Sessel, damit ich das alles besser mitbekomm. Die streichelt die Nanni! Das kann es jetzt aber nicht sein, oder? Wieso wird die blöde Nuss gestreichelt, ich aber nicht? Warum darf die auf dem Tisch liegen und ich muss hinunter? So eine Gemeinheit aber auch. Mit den beiden rede ich nie wieder ein Wort, das kannst du mir glauben. Nie wieder.


Aus der Küche strömt der herrliche Duft von Fisch und Bratkartofferl. Mmh! Wenn ich Glück hab, gibt es auch noch Erbsen und Babykarotten dazu. Gemüse ist ja so gesund. Und lecker *schmatz*. Frauli lasst uns immer was über von ihrem Essen. Darauf freue ich mich heute besonders. Und wenn die Nanni im Garten herum strawanzt, kriegt sie nix mit und es bleibt alles mir. Hihi, das würde ihr recht geschehen, der gemeinen Heuchlerin.

Gerade wie Frauli fertig ist mit Essen und ich vor meinem Teller auf meinen Anteil warte, läutet ihr Handy. Mein Essen kann ich vorerst einmal vergessen, so viel steht fest. Egal wie sehr ich auch maunze, Fraulis Beine umschmeichle oder sie anstupse. Da ist nix zu holen im Moment.

Also hopse ich auf den Tisch und folge dem Geruch des Fisches. Ohne mein Zutun tapsen meine Pfötchen auf die Reste des Mittagessen zu, meine Nase schnuppert prüfend am Geschirr entlang, meine Zunge leckt vorsichtig an der Innenseite des Topfes. Oh, ich sag dir, das riecht und schmeckt vielleicht gut! „Haaaaannnnniiiiii!!!“ Frauli steht vor mir, sieht mich böse an. Was denn? Ich hab nix genommen, was ich nicht sowieso bekommen hätte. Ehrlich. „Du sollst doch nicht auf den Tisch. Und in meinem Essen hat deine Schnauze auch nichts verloren.“ Reg dich wieder ab. Mann, am liebsten würde ich auswandern. Später setzt sich Frauli mit einem Buch auf die Couch. Sie ignoriert mich. Kein liebes Wort, keine Streicheleinheit. Na, das kann ich aber auch. Das Ignorieren meine ich. Mal schaun, wer gewinnt. Oder wart mal. Was hat sie denn da? Neugierig rücke ich näher, setze mich unauffällig neben Frauli. Oh Gummibärli. Die riechen aber gut. Ich kapere mir eines, schlecke es genüsslich ab. Essen mag ich die Bärlis nicht, dazu sind sie mir irgendwie zu zäh, aber der Geruch und der Geschmack … das hat schon was. „Haaaannnnniiiii!!!“ Was denn?

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