Liebes Tagebuch,
stell dir vor, meine Weihnachtskarten sind aufgetaucht. Das Christkind hat sie doch tatsächlich bei uns auf den Holzstoß gelegt.
Was wieder neue Fragen bei mir auslöst.
1. Wieso gerade jetzt?
2. Wieso unser Holzstoß?
2. Hat sie die Kater nicht gefunden, obwohl ich doch peinlichst genau die Adressen auf die Kuverts geschrieben habe?
3. Macht sich hier wer lustig über mich?
Ich renne zu Frauli und mach sie auf die Umschläge aufmerksam. Die flippt echt total aus vor Freude.
„Ja, schau nur, Hanni. Das Christkind hat deine Karten ausgeliefert!“ Will sie mich verarschen? Da hätte es sie doch auch auf dem Fensterbrett liegen lassen können. Entgeistert starre ich sie an.
„Das Christkind hat sich sicher gedacht, wenn die Empfänger die Karten hier vor deinen Augen öffnen, dann siehst du gleich, wie sehr sie sich darüber freuen.“ Echt jetzt?
„Und schau nur, die Kuverts wurden so drapiert, dass man sie nicht übersehen kann. Das ist doch voll super.“ Na, ich weiß nicht recht.
„Du sagst ja gar nichts.“ Enttäuscht schaut mich Frauli an. Ich setze einen Grinser auf.
„So freu dich doch, es hat geklappt!“ Ich grinse gezwungenermaßen breiter. Sie freut sich anscheinend echt und ich will ihr das ausnahmsweise nicht verderben.
Gemeinsam stehen wir vor dem Holzstoß, betrachten das Werk vom Christkind.
„Wenn das Christkind beim Baum auch so schlampt, dann steht der anstatt bei uns bei irgendeinem Nachbarn“, zische ich leicht grantig.
„Ach, das Christkind hat es doch nur gut gemeint, Hanni. Ich finde die Idee süß.“
„Pfff!“
Obwohl, wenn ich es mir recht überlege, so schlecht ist das jetzt ja wirklich nicht. Dominik, Bertl und Maximilian nehmen halt ihre Karten selber mit nach Hause zu ihrem Frauli. Hauptsache sie bekommen sie.
Liebes Tagebuch,
ich bin es Frauli.
Ich hab jetzt das Beste aus der Situation gemacht und getan, was getan werden musste.
Was ich keinesfalls vergessen darf: das Kuvert für die Vögel heimlich im Futterhaus im Vorgarten zu deponieren, beziehungsweise in Folge verschwinden zu lassen. Das mache ich gleich morgen und somit ist das dann auch abgehakt.
Puh, das war echt knapp. Aber Hauptsache Hanni ist glücklich und ich mach mich nicht lächerlich in der Nachbarschaft.
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