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11.10.2020

Autorenbild: roswithazatlokalroswithazatlokal

Liebes Tagebuch,

ich bin verzweifelt.


Nirgends finde ich die Telefonnummer unseres Arztes, Frau Doktor.

„Hm, komisch“, ist alles, was die doofe Nuss dazu sagt.

„Du hast mir einen Blödsinn erzählt.“

„Hab ich nicht.“

„Hast du doch.“ Ich hole aus und boxe die blöde Kuh in die Seite.

„Nein!“ Nanni beißt mich ins Ohrwaschel.

„Aua! Spinnst du? Na, warte!“

„Mädels! Wieso streitet Ihr schon wieder!“ Frauli steht, flankiert von ihren Krücken, plötzlich vor uns. „Bitte, könnt Ihr nicht wenigstens am Sonntag Ruhe geben?“ Streng schaut sie auf uns herunter.

„Maunz.“ Die doofe Nuss umschmeichelt Fraulis Fuß, wickelt ihren Schwanz um die Krücke. Hätte ich mir ja denken können, dass die sich sofort wieder einschmeichelt.


Beleidigt ziehe ich ab. Sollen die doch machen, was sie wollen.

„Bist du da drinnen?“ Die Nanni klopft an meine Bettzeuglade.

„Nein.“

„Komm schon, hör auf einen Flunsch zu ziehen. Ich weiß auch nicht, warum Fraulis Arzt nicht im Internet ist. Vielleicht will er geheim bleiben.“

„Aber dann findet ihn doch niemand.“ Durch einen schmalen Spalt sehe ich die Braungestreifte vor meiner Lade herumlungern. Wie immer bearbeitet sie ihre Nägel. Seit sie eine Werbung für Nagelpflege gesehen hat, tut sie nichts anderes mehr.

„Das ist doch der Sinn der Sache, wenn man geheim bleiben will. Du bist echt ein kleines Dummerchen.“

„Bin ich nicht.“

„Bist du doch!“

„Bin ich nicht!“ Ich spucke, soweit ich kann, erwische sie an der Schulter.

„Bist du …“ Sie macht einen Katzenbuckel, zieht an der Lade.

„Mädels, was soll das Gekreische schon wieder?“, ertönt von unten Fraulis grantige Stimme.

„Hör zu, wenn man nicht gefunden werden will, dann darf man nicht alles von sich preisgeben“, zischt die Nanni versöhnlich.

„Aber wie finden ihn dann die Patienten?“

„Die, die ihn finden sollen, finden ihn schon. So wie Frauli.“ Sie besieht sich ihre Krallen. „Wieder gut?“

„Okay.“ Umständlich kraxle ich aus der Bettzeuglade. „Und was machen wir jetzt wegen Frauli?“

„Keine Ahnung. Sie bei Laune halten?“

„Mann.“


Liebes Tagebuch,

ich bin es, Frauli.

Irgendetwas ist im Busch. Die verhalten sich so komisch, die beiden Miezen. Ständig streiten oder tuscheln sie. Und ich bin mir gar nicht sicher, was mir lieber ist.


Gestern hab ich die Nanni dabei erwischt, wie sie bei den Nachbarn auf der Terrasse mit am Tisch gesessen ist. Auf einem eigenen Sessel! Und es sah so aus, als würde sie sich königlich amüsieren. Das ist doch nicht normal! Oder?


Und die Hanni erst. Die lümmelt nur mehr am Laptop herum. Wenn es nicht totaler Blödsinn wäre, würde ich meinen, die sucht ständig in den Tiefen des Internets nach Antworten. Sobald ich den Raum betrete, legt sie sich quer über die Tastatur und tut so, als würde sie schlafen. Aber heute früh, war sie nicht schnell genug und da habe ich noch einen Blick auf den Bildschirm werfen können. Sie hatte eine Liste mit Ärztinnen geöffnet. Ob ich mir Sorgen machen muss? Ist sie krank und will es mir nicht sagen? Obwohl, es waren keine Tierärzte. Hm.


Ach du meine Güte, jetzt dreh ich schon total durch! Vergiss, was ich da von mir gebe. Die Nanni fühlt sich einfach wohl bei den Nachbarn und hockt deswegen dauernd bei denen drüben. Und warum sollte sie die auslachen? Ha, manchmal habe ich echt komische Gedanken.


Und dass die Hanni gern auf der Tastatur schläft, ist zwar nicht ok, aber es gibt schlimmeres. Klar klickt sie dabei ab und an eine Seite zufällig an. Meine Katze sucht gezielt etwas im Internet und verschweigt mir eine Krankheit? Ich bin wirklich ein Dödel.



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