Liebes Tagebuch,
ich bin so unglücklich. Es ist alles so schrecklich! Einfach nur furchtbar.
Frauli räumt alle Bettzeugladen aus – auch meine – und saugt und wischt auf Teufel komm raus. Meine Schmusedecke ist auch weg, spurlos verschwunden!
Quietschend springe ich voller Wut Frauli auf den gebeugten Rücken.
„Hanni!!!“ Frauli erschrickt, richtet sich auf. Um nicht runterzufallen, kralle ich mich an ihr fest. „Haaannniii!!! Du tust mir weh!“ Ich maunze so laut ich kann Frauli ins Ohr. „Hanni, wir beruhigen uns jetzt beide. Komm, wir setzen uns aufs Bett.“ Frauli setzt sich hin, versucht, mich von ihrem Rücken zu schubsen.
Ich lasse sie los, hüpfe aufgeregt in meine Bettzeuglade. Sie riecht komisch nach Putzmittel und ist leer.
„Du suchst sicher deine Decke. Die ist in der Waschmaschine.“
Wann ist das denn passiert? Ich war doch nur kurz essen. Und ein wenig auf der Terrasse. Wie kann in so kurzer Zeit so viel passieren?
„Keine Sorge, Hanni. Du kriegst deine Decke wieder, sobald sie trocken ist.“
Ich rase ins Bad, setze mich vor die Waschmaschine. Da drinnen dreht sie sich, meine Schmusedecke. Wird hin und her geschaukelt, eingeschäumt, durchgespült, geschleudert und ganz wild durcheinander gewirbelt. Meine arme Schmusedecke.
„Nun stell dich nicht so an. Das musste sein. Die Decke war echt schon sehr dreckig und stinkig.“ Frauli steht hinter mir im Bad.
War sie nicht. Nicht dreckig und nicht stinkig. Sie hat nach mir gerochen. Und nach Wiese. Und nach Essen. Und nach meinen Pupsen. Einfach nach mir. Jetzt brauch ich wieder wochenlang, bis ich das mit dem Geruch wieder so hinkriege. Was denkt sich Frauli eigentlich bei so einer Aktion? Ich putz doch auch nicht ungefragt ihr Bettzeug.
„Schau, Hanni. Morgen ist die Welt wieder in Ordnung. Okay?“ Morgen? Ich krieg meine Decke erst morgen wieder? Was mach ich denn heute? Was, wenn ich mich verstecken muss? Was, wenn ich wieder von irgendeinem Kater belästigt werde? Was, wenn ein Einbrecher kommt? Ich kann nicht ohne Decke in meine Bettzeuglade.
„Magst du eine andere Decke haben? Die könnte doch auch eine Schmusedecke werden. Dann hast du zwei davon?“ Eine andere Schmusedecke? Wie soll das bitte gehen? Und wieso zwei? Wer braucht denn bitte zwei Schmusedecken? Es kann nur EINE geben. Wie stellt diese Frau sich das eigentlich vor? Ich werde die ganze Nacht kein Auge zu machen, das weiß ich jetzt schon.
„Komm her, ich gebe dir ein Trost-Leckerli. Du wirst sehen, dann ist alles nur mehr halb so schlimm.“ Pfff, als ob das meiner Decke helfen würde. Aber gut, her damit.
Die Nanni kommt heim. „Na, was ist dir denn über die Leber gelaufen?“
„Frauli wäscht meine Schmusedecke. Die ganze Bettzeuglade stinkt nach Putzzeugs.“
„Ach, du armes Ding.“ Nanni drückt mich an sich. „Das ist echt hart. Bis du das mit dem Geruch wieder hinkriegst …“
„Ja, nicht wahr.“ Ich schluchze.
„Komm her, ausnahmsweise darfst du dich an mich kuscheln. Aber nur kurz.“
Und so liegen wir, die dumme Nuss und ich, und kuscheln. Hättest du das jemals gedacht, liebes Tagebuch? Aber was macht man nicht alles in seinem Schmerz.
„Och, wie süß! Ihr kuschelt!“ Also, wenn Blicke töten könnten, liebes Tagebuch, ehrlich jetzt … Frauli hat so was von Glück.
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