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  • Autorenbildroswithazatlokal

09.01.2021


Liebes Tagebuch,

ich bin es, die Nanni!

Bei uns geht`s zu – unbeschreiblich. Was da dauernd gestritten wird! Es vergeht kein Tag, an dem sich die Hanni und mein Frauli nicht in die Haare kriegen.


Ob es am Lockdown liegt? Dabei geht die Hanni ja nicht einmal gerne fort. Die ist doch eh froh, wenn sie daheim hocken bleiben kann. Bei mir ist das schon etwas anderes. Mich trifft sie echt hart, diese leidige Besuchsbeschränkung. Endlich bin ich in einer Clique und dann sagen die in den Nachrichten, ich darf meine Freunde nicht oder nur einzeln treffen. Alle auf einmal geht gar nicht, weil verboten. Oder darf ich am Ende jetzt gar niemanden mehr sehen? Ich muss mir heute unbedingt die Nachrichten anhören. Nicht, dass ich was falsch mache und eine Strafe ausfasse. Oder verhaftet werde.


Die verändern das aber auch noch ständig. Ich bin schon ganz wuschi wegen diesem dauernden Hin und Her. Der Bertl meint ja, diese Anordnungen betrifft nur die Menschen, nicht uns Miezekatzen. Als ob mich das beruhigen würde. Was, wenn er sich irrt? Wenn die vielleicht doch auch meine Ausgänge begrenzen? Ich kann nicht zu Hause bleiben! Die waren ja noch nie bei uns zu Hause, die wissen ja gar nicht, wie es da zugeht!


Ohne jetzt Partei zu ergreifen, aber die Hanni ist so was von einem Besen. Die stellt dauernd etwas an, hat nur Blödsinn im Schädel. Dann tut die auch noch so, als wüsste sie von nichts. Ganz blöd ist unser Frauli aber auch nicht und kommt der Hanni meistens auf die Schliche. Na, da zuckt unser Prinzesschen aber erst recht aus!


Wenn die Hanni und Frauli so gruselig drauf sind, vermeiden die Clique und ich Besuche bei mir zu Hause. Wir hängen dann meisten bei den Meiers herum. Das ist dort wie wellnessen. Da wird man gebürstet und geknuddelt von Herrn Meier und mit Guttis verwöhnt von Frau Meier. Anstrengend wird es, wenn die beiden mit Bertls Spielsachen antanzen. Die ganze Zeit wollen die dann von uns beschäftigt werden. Die kriegen gar nicht genug vom Spielen. Mit der Zeit ist das ganz schön nervig. Meistens flüchten wir dann heim zu den Drombach-Buben. Ihr Frauli arbeitet immer bis zum Abend. Genug Zeit für uns, um noch ein wenig zu chillen.


Tja, und von da komm ich gerade. Schon im Garten hör ich die Hanni schnattern. Sie regt sich furchtbar über eine Aussage von Frauli auf. Vorsichtig betrete ich das Wohnzimmer.

„Und wann gedenkst du das wegzuräumen?“, höre ich Frauli sagen.

„Pfff!“

„Abendessen gibt es erst, wenn deine Schwester heimkommt. Du plünderst sonst wieder ihr Schüsserl.“

„Pfff!“

„Hör auf zu pfffen!“

„Wenn ich etwas anderes sage, ist das ja auch falsch!“ Die Hanni faucht Frauli an.

„Fauch mich gefälligst nicht an!“

„Sonst was?“

„Sonst … rede ich nix mehr mit dir.“

„Ach ja?“

„Ja.“

Hab ich es dir nicht gesagt? Das kann nur der Lockdown sein. Am besten, ich versuch mich an den Streithanseln vorbei zu schleichen.

"Oh, Nanni, da bist du ja. Komm, es gibt gleich Abendessen." Frauli strahlt mich an.

"Na, das war jetzt aber klar. Die Nanni ist da und du bist gut gelaunt. Und Essen gibt es auch. Ob ich hungrig bin ..." Die Hanni ist fuchsteufelswild.

"Ach komm, hör auf", versucht Frauli zu beschwichtigen.

Ich warte Hannis Antwort gar nicht ab, sondern verkrümle mich ins Kinderzimmer. Da hab ich wenigstens meine Ruh. Hoffentlich.

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