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Autorenbildroswithazatlokal

08.11.2020

Aktualisiert: 9. Nov. 2020


Liebes Tagebuch,

Bertl ist wieder da. Ganz so, als würde er zu uns gehören. Er frühstückt mit uns, hält mit uns sein Verdauungsschläfchen und kuschelt sich mit uns vor den Ofen. Ich glaube, Frauli ist noch gar nicht aufgefallen, dass er ständig hier ist.


Der ist eine richtige Nervensäge, dieser Bertl. Andauernd plappert er vor sich hin, stellt Fragen, erzählt Geschichten. Mittlerweile weiß ich, dass er mit einem Kater zusammenlebt, der bereits vor ihm da war, der aber nicht so unternehmungslustig ist wie er, der Bertl. Letzteres lässt mich hoffen, dass dieser Diego nicht auch noch bei uns aufkreuzt. Das hätte mir echt noch gefehlt. Da müsste dann Frauli aber ein Machtwort sprechen. So viele Kater, das kann nix.


Die Nanni, die dumme Kuh, fragt doch glatt den Bertl, ob er am Dienstag mit uns Yoga machen möchte. Und am Donnerstag zur Meditation rüberkommt. Und weißt du, was der Bertl antwortet? „Selbstverständlich. So wie es aussieht, bin ich sowieso herüben.“ Ich glaube, der will bei uns einziehen. Was wohl Frauli dazu sagt? Ich hoffe, sie verbietet es ihm. Mir wird das echt zu viel. Ich verziehe mich lieber in meine Bettzeuglade.

„Oh, hier drinnen ist es aber gemütlich.“ Bertl steckt seinen Kopf bei der Lade herein. „Die Nanni hat mir verraten, wo du bist. „Ich kann gut verstehen, dass du gerne hier bist.“ Und dann kraxelt er herein, kuschelt sich an mich und gähnt! Ha, was bildet der sich eigentlich ein? Das ist mein Rückzugsort! Wütend knalle ich ihm eine. Verdattert steht er vor mir. „Du willst alleine sein, verstehe.“ Mit gesenktem Kopf krabbelt er wieder hinaus. „Ich bin bei Nanni, falls du mich suchst."

Pfff!

Frauli rennt an uns vorbei. „Hallo, Mädels!“ Nach kurzer Zeit kommt sie wieder zurück. „Äh, und hallo, fremder Kater.“ Wir heben alle drei zur Begrüßung eine Pfote. „Habt Ihr mich gerade gegrüßt? Alle drei?“ Was soll ich machen, liebes Tagebuch? Manchmal stellt Frauli leider so blöde Fragen. Als ob es nicht offensichtlich war, dass wir sie gegrüßt haben.

Es läutet an der Tür. „Moment, ich komm gleich wieder zu Euch“, sagt Frauli und geht ins Vorzimmer.


„Guten Tag, wir sind die Maiers und wohnen da vorne. Entschuldigung, aber kann es sein, dass unser Kater Bertl bei Ihnen ist? Ihre Nachbarin meint, dass sie ihn schon ein paar Mal in Ihrem Garten gesehen hat“, höre ich eine Frauenstimme.

„Er ist rothaarig“, ergänzt eine Männerstimme.

„Ja, der liegt bei mir auf der Couch. Wollen Sie hereinkommen?“

„Nein, danke. Wir holen Bertl nur ab.“

„Mensch, meine Leute!“, grummelt Bertl. „Das machen die jedes Mal, wenn sie mitkriegen, dass ich wo auf Besuch bin.“

Frauli kommt herein, hebt Bertl hoch. „Dein Frauli und dein Herrli sind da.“ Sie trägt ihn hinaus. „Bitte schön.“

Ich laufe hinauf ins Bad und setzte mich aufs Fensterbrett. Bertl wird gerade von meinem Frauli an sein Frauli übergeben.

„Entschuldigen Sie bitte. Das macht er gerne, der Lauser. Er besucht immer die Nachbarn, vor allem wenn sie Katzen haben.“

„Das macht doch nichts. Er ist ja ein total ein Braver.“ Frauli krault Bertl unterm Kinn.

„Danke nochmals. Auf Wiedersehen.“ Bertl und die Maiers winken zum Abschied.

„Wiedersehen.“ Auch Frauli winkt.

Frauli kommt wieder ins Wohnzimmer. „Das waren Bertls Leute. Die scheinen nett zu sein. Ach du meine Güte, mit wem rede ich denn da? Und vor allem was? Ich höre mich ja an, als hätten wir einen Spielenachmittag veranstaltet. Rosi, es sind Katzen. Einfach nur Katzen.“


„Weißt du, wer Rosi ist?“, frage ich die Braungestreifte.

„Ja, Frauli wird manchmal so genannt.“

„Aber wieso redet sie mit Rosi, wenn sie doch die Rosi ist?“

„Weil sie ein wenig … sagen wir … eigen ist?“

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