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  • Autorenbildroswithazatlokal

08.10.2020


Liebes Tagebuch,

Frauli hat sich wieder aufgeführt! Das glaubst du nicht. Die kann so bitzelig sein wegen Nichts.


Sie glaubt ja, ich liege seit gestern Abend in der Bettzeuglade. Tu ich aber nicht. Aber ich verrate ihr auch nicht, wo ich bin. Soll sie sich doch Sorgen machen!


„Ah, Hanni, da bist du ja.“ Mist!!! „Hat dich der Hunger herausgelockt? Soll ich dir noch etwas nachfüllen?“ Verdammt, wieso hat sie mich entdeckt? Ich hab mich doch extra ganz dünn gemacht. Die hat Röntgenaugen, die Frau. Anders gibt’s das gar nicht.

„Na, hast du dich wieder beruhigt?“ ICH? Wieso ich? Also, das ist wieder einmal so was von typisch. Jetzt schiebt die doch glatt alles auf mich. Ich erzähl dir einmal, was gestern bei uns los war, liebes Tagebuch, dann kannst du dir selber ein Bild machen. Und dann weißt du auch, wieso ich erst heute meinen Tagebucheintrag von gestern in dich hinein schreibe.

Also, Frauli und ich gönnen uns abends ein schönes heißes Bad. Seit sie mit ihren Krücken durch die Gegend humpelt, machen wir das öfter. Angeblich tut ihr das so gut.

Wie immer kontrolliere ich am Badewannenrand sitzend, ob alles seine Ordnung hat. Damit sie meine Anweisungen auch gut hört, sitze ich gleich neben ihrem Kopf und maunze lautstark meine Kommandos in ihr Ohr. Du weißt schon, so was wie: „Streichle mich!“ – „Mehr!“ – „Noch mehr!“ – "Hör nicht auf!“


Ich liebe es, wenn sie mir mit ihren nassen Händen im Fell herumwuschelt. Aber am meisten mag ich es, wenn sie mich nach dem Bad mit dem großen Handtuch trocken rubbelt. Da kriege ich gar nicht genug davon. Dementsprechend feuere ich sie an. Normalerweise ist das alles auch gar kein Problem. Nur gestern zickt sie auf einmal herum.


„Hanni, genug. Ich muss mal.“ Na und? Ich schnurre und gurre, was das Zeug hält, damit sie ja nicht aufhört. „Hanni, jetzt ist aber Schluss!“ Kann sie es nicht noch ein wenig zurückhalten? Mann, das lernt man doch schon als Baby-Miezekatze, wie das geht. Ich schmeiß mich auf den Rücken und quietsche vor Vergnügen.

„Hanni, jetzt aber wirklich.“ Ich versuche so süß wie möglich auszusehen. Wobei, das musst du ehrlicherweise zugeben, ich bin von Natur aus zuckersüß und da bedarf es nicht vieler Korrekturen. Mit meiner kleinen rosigen Nase stupse ich sie an. „Hanni, ich muss wirklich echt dringend aufs Klo.“

Mir platzt der Kragen. Ich brülle so laut ich kann: „Bist du ein Baby, oder was?“

„Hanni?“ Mit weit aufgerissenen Augen starrt mich Frauli an.

„Äääh … Miauuu!!!“

„Also, es reicht jetzt. Wenn du dich nicht benehmen kannst, dann musst du dich in Zukunft selber knuddeln.“ Und weg ist sie. Verdattert bleibe ich alleine zurück, eingewickelt im wohl flauschigsten Badetuch auf der ganzen Welt. Nur, was nützt mir das, wenn mich niemand damit abstriegelt?


Kurz darauf höre ich unten die Klospülung. Auch so eine Sache. Unsereins muss in ein primitives Plastikklo mit Einstreu sein Geschäftchen machen. Kein Licht, keine Sonne, nix. Mylady hat natürlich die Luxusvariante. Da gibt es Blumen und angenehme Wandfarben, Lesestoff, wohlriechende Düfte und viel Sonne.

„Dafür hast du den wunderschönen Garten. Das tollste Kistchen, das man sich wünschen kann“, hat sie mir letztens zugeflüstert. Pfff! Na, die möchte ich sehen, wenn sie ihren Popsch nicht nur den Wetterkapriolen, sondern auch fremden Blicken aussetzen müsste! Keinen Tag würde die da draußen kacken! Was heißt keinen Tag? Keine Stunde oder Minute, nicht einmal eine Sekunde!!! Der Gedanke daran macht mich echt wütend. Ich beschließe, ab sofort in meiner Bettzeuglade zu bleiben und diese erst wieder zu verlassen, wenn sie

1. meine Bedürfnisse zur Gänze ohne Wenn und Aber abdeckt und

2. mein Kisterl genauso einladend ausstattet wie ihres.


Und damit sie mich nie, nie wieder nicht findet, bin ich sogar heimlich in Nannis Höhle unterm Schreibtisch gekraxelt. An und für sich ein super Versteck. Tja, wäre mir da nicht das Frühstück in die Quere gekommen.


Und da steh ich nun. In der Küche. Vor meinem Schüsselchen. Erwischt von Frauli.


Mann, die nimmt mir echt alles. Sogar beim Schmollen pfuscht sie mir drein.

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