Liebes Tagebuch,
Frauli ist arbeiten, wir sind also wieder einmal mutterseelenalleine daheim. Ich weiß ja gar nicht, ob das überhaupt erlaubt ist, dass wir so viel alleine sind. Vielleicht sollte ich mich da im Internet einmal schlau machen, ob Frauli da nicht etwas falsch macht. Die müsste doch viel mehr auf uns aufpassen, oder? Ich meine, die hat doch eine Verpflichtung uns gegenüber. Und Verantwortung.
Mir ist langweilig. Ich muss mich irgendwie beschäftigen, also klettere ich in die Wäschetonne. Ich werde die Wäsche sortieren. Irgendwer muss das ja machen. Und wie immer, bleibt es an mir hängen. Das ist aber gar nicht so einfach. Ich tu mir echt schwer, in der engen Tonne alle Kleidungsstücke durchzusehen und zurechtzulegen. Aber wo ein Wille, da auch ein Weg. Und Frauli freut sich sicher, wenn sie das nicht mehr tun muss. Weil es so bequem ist, mach ich auch gleich ein Nickerchen in der Tonne. Da hab ich wenigstens meine Ruhe vor der Nanni. Da findet sie mich wenigstens nicht, die dumme Nuss.
Ausgeruht und voller Tatendrang schlendere ich schließlich ins Wohnzimmer hinunter. Und was muss ich sehen? Mitten auf dem Esstisch steht ein frischer Strauß Blumen in einer Vase. War der gestern auch schon da? Komisch, dass ich den übersehen habe. Neugierig hüpfe ich auf den Tisch, beschnuppere die schönen Blüten. Mmh, wie gut die duften. Hihi, und wie das in der Nase kitzelt! Moment …. Ha … Ha …. Haaatschiiii!!! Ups, jetzt hab ich doch glatt die Vase umgeniest. Na, wird schon nicht so schlimm sein, so etwas kann ja einmal passieren. Ich geh besser runter vom Tisch, sonst werde ich noch ganz nass.
Oh, was ist denn das da auf dem Blumenstock? Vorsichtig schleiche ich mich an, ich will den Blumenstock ja nicht erschrecken. Ganz zart stupse ich das komische runde Ding, welches am Stängel herunterhängt, an. Lustig wippt es hin und her. Ich stupse fester, das Knöllchen schwingt von einer Seite zur anderen. Ich hole Schwung, gib dem lustigen Blumendings einen ordentlichen Rempler. Die grüne Kugel baumelt durch die Gegend, ein leises „pft“ ertönt und das runde grüne Knöllchen hängt traurig von der Pflanze herunter. Oh oh, das schaut nicht gut aus. Vorsichtig stupse ich es mit meiner Pfote an, versuche die Blume zu reparieren. Im selben Moment höre ich die Wohnungstür. Frauli. Nicht gut. Gar nicht gut. Was soll ich jetzt tun? Ich weiß. Ich leg mich einfach zur Nanni und stell mich schlafend. Wenn ich Glück habe, sieht Frauli die Bescherung erst gar nicht. Und wenn doch, denkt sie sicher, die Nanni war`s.
„Was zum … meine Blumen … Hanni, hast du die Vase umgeschmissen?“ Neeeiiin. „Hannniiii, der Blumenstock!“ Davon weiß ich nix. Wieso glaubt die eigentlich immer, dass ich es war? Hallo, hier lebt noch eine zweite Miezekatze!
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