Liebes Tagebuch,
heute ist es irgendwie komisch draußen. Frauli sagt, es herbstelt. Ich glaube, sie meint, der Herbst ist da.
Heißt es eigentlich auch es wintert, es frühlingt und es sommert?
Auf alle Fälle gehe ich zurzeit gar nicht gerne hinaus. Schon alleine, wenn ich sehe, wie die Nanni ständig kalt und nass und grauslich daherkommt. Das kann doch nicht gut für die Gesundheit und mein Fell sein!
Frauli lockt uns hinaus mit den Worten: „Helft Ihr mir schnell? Ich muss den einen langen Pflanzentrieb abschneiden. Kommt ihr mit?“ Auf ihren Krücken – sie hat uns erklärt, dass die Stelzen Krücken heißen – humpelt sie voraus. Es schaut von hinten total lustig aus. Sie hat so einen eigenartigen Gang drauf, den kann man irgendwie gar nicht beschreiben. Es ist kein Schwanken, kein Hopsen, kein Kriechen, kein … Es sieht aber urkomisch aus. Auch, weil sie in der linken Hand die Gartenschere und die Krücke hält. Ob ihr wohl gleich die Schere hinunterfällt und mitten auf den wehen Fuß plumpst? Tollpatschig genug wäre Frauli ja. Gespannt verfolgen wir jeden ihrer Schritte.
Die Nanni stupst mich an. „Komödie oder Drama?“, flüstert sie.
„Es gibt ja noch die Dramödie, ich glaube, das kommt am ehesten hin“, antworte ich leise.
„So, jetzt noch Wasser für die Terrassenblumen“, murmelt Frauli und dreht den Wasserhahn auf. Der Gartenschlauch löst sich mit lautem Zischen vom Wasserhahn.
„Miiiaaauuu!“ Ich steh da wie ein begossener Pudel, nassgespritzt von der Schwanzspitze bis zu den Ohren. Wie der Blitz düse ich ins Wohnzimmer.
„Nicht, Hanni! Hinauf ins Bad, wenn es unbedingt drinnen sein muss“, brüllt Frauli und hoppelt so schnell sie kann hinterher. „Warte, ich helfe dir.“ So viel Zeit habe ich nicht. Bis die mir nachkommt, bin ich an einer Erkältung gestorben. Ich rase die Stufen hinauf ins Bad. Mit einem Hopser ziehe ich ein Badetuch aus dem Regal.
„Ja, wo ist sie denn“, säuselt Frauli zuckersüß. Sehr witzig. Wirklich sehr, sehr witzig. „Da ist sie nicht und hier ist sie auch nicht. Oh, da ist sie!“
Das Badetuch wird mir vom Popsch gezogen. „Oh, falsche Seite. Hihi!“ Ja, lach du nur, gemeines Frauli. „Komm her, ich trockne dich ab. Am besten legst du dich zum Ofen. Aber ich kann dich leider nicht tragen mit den Krücken.“ Frauli drückt mir einen Schmatz zwischen die Ohren und humpelt davon.
Vorsichtig gehe ich die Stufen hinunter. Nicht, dass ich mir eine Lungenentzündung geholt habe und wegen Atemproblemen auf der Stiege zusammenbreche! Madame kann mir ja nicht helfen, die ist ja mit sich selbst beschäftigt. Es geschieht ihr nur recht, wenn ich morgen krank bin. Oder mein Fell total ruiniert ist.
"Also doch eine Komödie", kichert die doofe Nuss.
"Halt die Klappe, Tigerlady!", weise ich sie zurecht. So eine dumme Kuh aber auch.
"Sonst?" Sie kichert.
"Grummel."
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