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  • Autorenbildroswithazatlokal

07.07.2020

Aktualisiert: 8. Juli 2020


Liebes Tagebuch,

uns ist fad. Der Nanni und mir. Wobei der Nanni nicht so arg fad ist, wie mir. Die lümmelt ja gerne in der Gegend herum, wenn sie nicht gerade auf der Jagd ist.


Ich finde es furchtbar, wenn mir fad ist. Da freut mich rein gar nix. Da vergeht auch die Zeit so langsam. An einem normalen Tag hat man das Gefühl, der Mittagssnack kommt gleich nach dem Frühstück. Aber an einem Fad-sein-Tag zieht sich das dahin. Endlos, sag ich dir.


Frauli ist auch nicht gerade eine große Hilfe. Die liest. Oder schreibt. Oder telefoniert. Oder liest. Was bitte schön soll unsereine machen? Was?


„Hanni, du hast so viele Spielsachen, musst du dich unbedingt auf meine Tastatur legen?“ – „Hanni, du zerreißt meine Zeitung, wenn du darauf tretelst.“ – „Hanni, bitttteeee!“ So geht das die ganze Zeit. Nix darf ich. Überall bin ich im Weg. Das ist doch kein Leben!


„Hanni, hast du mein Käsebrot angebissen?“ Nein. „Wenn ich dein Schnäuzchen untersuche, finde ich dann Brösel?“ Nein. „Mensch, jetzt kann ich das Brot vergessen.“ Wieso? „Am liebsten würd ich es jetzt wegschmeißen.“ Spinnst du? „Kommt her, ich schneide es Euch in kleine Stücke.“ Na, geht doch.


Sobald die Nanni was vom Fressen hört ist sie hellwach. Da muss ich verdammt aufpassen, dass die mir nicht alles wegfrisst. Und dabei hab ich das Käsebrot organisiert. Aber das ist der dummen Kuh so etwas von egal. Da wird von der keine Rücksicht darauf genommen.


„Nannniiiii!“ Juchuh, die doofe Nuss hat etwas angestellt. Schnell krieche ich unterm Couchtisch hervor. Die Nanni sitzt oben drauf und hat den Kopf in Fraulis Kakaohäferl gesteckt. Jetzt schaut sie erschrocken auf. Ihre Schnurrhaare kleben zusammen, an den Rändern pickt Kakao. Ihr Mäulchen ist schokoladeverschmiert. „Mensch, Kinder. Wenn Euch beiden fad ist …“ Wieso uns beiden? Ich war es ja nicht. ICH nicht.


„Kommt, wir sehn uns einen Film an.“ Frauli setzt uns beide auf die Couch, nimmt die Fernbedienung. Wir sehen uns verdattert an. Na super, jetzt hat sie uns doch glatt zum Fernsehen verdonnert. Hoffentlich nicht wieder eine französische Komödie. Nanni zuckt mit den Schultern, ringelt sich ein und döst.


Ich ergebe mich ebenfalls meinem Schicksal, gleite elegant auf Fraulis Schoß und lasse die französische Komödie über mich ergehen.

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