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  • Autorenbildroswithazatlokal

07.06.2020


Liebes Tagebuch,

ich bin ja schon einiges gewohnt. Aber manchmal denk ich mir echt, ich lebe in einem Narrenhaus.


„Hanni, das Fitnessstudio hat wieder offen. Wir brauchen nicht mehr so viel daheim trainieren“, flötet Frauli in mein Ohrwascherl. Aha, also keine Gewichte mehr bei der ZIB2 und kein Morgensport mehr mit Philipp? Schade eigentlich. Als hätte sie meine Gedanken erraten, flötet sie weiter: „Natürlich werden wir auch weiterhin etwas tun, wir zwei. Nicht, dass wir jetzt ein Baucherl bekommen, Hanni.“ Was heißt wir? Mein Hollywoodkörper ist perfekt. Deiner ist gewöhnungsbedürftig. Haarlos, komisch zusammengebaut, nicht die Spur von Geschmeidigkeit – ein Witz, wenn du mich fragst.

„Weißt du, Hanni. Es ist direkt schade, dass es nichts für dich gibt. Ein wenig mehr Bewegung würde dir auch nicht schaden. Findest du nicht auch?“ Wie bitte? Ich glaub, ich spinne. Ich hab doch gerade eben meinen Flamingo zurückgetragen in sein Spielzeugkörbchen. Glaubst du, der fliegt von alleine hin? Und was meist du, wer vorhin in die Küche gelatscht ist zu den Futterschüsseln? Mein Geist? Pfff!

Wieso ist die heute so gut drauf? Dieses Herumgetue macht mich schon beim Zuschauen müde. Und wieso muss ich turnen, wenn sie etwas für ihre Figur tun will? Schnapp dir doch die dumme Nuss, die könnte ruhig auch einmal etwas tun. „Wenn du wenigstens so wie die Nanni ein wenig jagen gehen würdest …“ Na, das musste ja kommen. Und die Eidechse vor ein paar Wochen? Oder der Regenwurm? Schon vergessen?

„Schau mal, ich hab ein neues Spielzeug für dich.“ Frauli wedelt mit einer an einer Schnur befestigten Feder vor meiner Nase herum. „Komm, Puppi, fang das Vogi.“ Mensch, wo ist hier ein Vogel? „Na komm, spiel doch ein bissi mit Frauli.“ Nö. „Hanni-Mausi.“ Ich mag nicht. „Ach, mit dir ist überhaupt nichts anzufangen.“ Na, Gott sei Dank, jetzt hat sie es kapiert.

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