Liebes Tagebuch!
Schau mal! Ja, schau doch mal! Siehst du es auch? Die Nanni frisst Fraulis Joghurt. Aus Fraulis Schüssel. DIE Nanni. Die BRAVE Nanni, die nie etwas anstellt. Ha, hab ich sie erwischt! Wenn ich jetzt einen Höllenlärm mache, kommt Frauli rein und ertappt sie auf frischer Tat. Hm, umgekehrt, hört die Nanni höchstwahrscheinlich zum Schlecken auf, sobald sie mich bemerkt. Am besten ich regle das unter uns. Vielleicht schaut ja was für mich dabei heraus.
Ich stupse meine Schwester ganz leicht an. Die soll nur wissen, dass ich weiß, was sie getan hat. Gibts da nicht sogar einen Film, der so heißt? Ja, doch. Das ist der, wo ... Nanni stupst zurück, starrt mich mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. Gruselig. Ich darf jetzt keine Schwäche zeigen, sonst bin ich verloren. Ich deute ihr, mir zu folgen. Mit einem Seufzer trottet sie hinter mir her.
Frauli steht in der Küche und ist eifrig am Werkeln. Ich glaube, sie nennt das Herumgeramsche kochen. Gemeinsam umschmusen wir Fraulis Beine. "Moi, ihr beiden Süßen!" Frauli legt uns kleine Fleischstückchen in unsere Schüsserln. Ich brauche Nanni nicht einmal auf die Seite drängen. Die weiß eh so auch, was es geschlagen hat. Ob sie will oder nicht, sie muss mir die Hälfte von ihrer Portion abgeben oder ich verrate Frauli alles. "Ihr seid aber süß heute. Zu zweit aus einem Schüsserl. Mein Gott, so brave Mädchen." Frauli legt noch einige Fleischstückchen zu den bereits vorhandenen dazu.
Ich ignoriere Nannis giftigen Blick. Zufrieden putze ich mir die Essensreste von meinem Schnäuzchen. Mal überlegen, wo könnte ich jetzt mein wohlverdientes Verdauungsnickerchen machen? Hm, vielleicht auf Fraulis Lieblingssessel? Bevor ich noch zum Sprung ansetzen kann, krieg ich von der Nanni eine drübergewixt, dass mir Hören und Sehen vergeht. Mit einem lauten Knurren hüpft sie auf Fraulis Sessel, pfaucht mich von oben herab grantig an. Na warte, jetzt aber ….
"Ja, Nanni, was ist denn los mit dir? Die Hanni hat dir doch gar nix getan", höre ich Frauli gerade noch rechtzeitig bevor ich zurückschlagen kann. Hihi, ätsch! Ich streck der Nanni die Zunge raus und trotte hinter Frauli zur Couch. Dort spiel ich ein bisserl auf arme Katze und lass mir genüsslich mein Baucherl kraulen. Hach, ich sag dir, liebes Tagebuch, das ist heute so ein Tag ganz nach meinem Geschmack. Wären da nicht Nannis giftige Blicke, wäre er perfekt.
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