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  • Autorenbildroswithazatlokal

03.12.2020


Liebes Tagebuch,

Frauli und ich watscheln verschlafen die Treppe hinunter, machen uns Frühstück, lesen die Zeitung, … Herrlich. Echt super. Das Frühstücken schlaucht mich schon immer ein bisserl, wenn ich ehrlich bin. Da brauch ich hernach meine Erholungspause.


Ein leises Grummeln in meinem Bauch zerstört die Idylle. Hach, immer wenn es am schönsten ist. Aber gut, die Natur ruft.


Schon beim Rausstrecken meines hübschen Köpfchens durch die Klappe ahne ich Bedrohliches. Es riecht kalt, nass, nach … Schnee.


SCHNEE!!!

Und dabei hab ich keine Winterstiefel so wie Frauli. Auch keine Haube oder Fäustlinge. Einen Schal hat sie mir auch noch nicht gestrickt.

Missmutig stehe ich am Rand der Terrasse und überlege. Vorsichtig tippe ich meinen großen Zeh in den Schnee. Nein, das kann ich meinen zarten Pfoten nicht antun! Wozu habe ich ein Kisterl im ersten Stock?


„Hanni, es wäre nett, wenn auch du deine Geschäftchen ins Freie verlegen könntest“, hat Frauli letztens doch tatsächlich zu mir gesagt. Eine Frechheit. Sage ich ihr, sie soll ab sofort nur mehr draußen auf den Parkplatz hinpinkeln? (Der Garten gehört uns, da macht sie uns nicht hinein!)


Und außerdem war es da warm und sonnig, wie sie das gesagt hat. Jetzt haben wir tiefsten Winter.

Andererseits … Ich hab auch meinen Stolz. Was glaubt die nur von mir? Dass ich eine verweichlichte Wohnungskatze bin? Eine, die alleine draußen nicht zurechtkommt? Pfff!


Ich tripple von einer Pfote auf die andere, überlege. Soll ich da jetzt wirklich runtersteigen? Mir eine Verkühlung holen? Weil, das betrifft ja nicht nur meine Haxen, das Sauwetter. Das geht ja noch viel weiter. Über die Knöchel hinauf bis zum Knie. Und wenn du jetzt glaubst, dann hört das auf, dann irrst du dich, liebes Tagebuch. Es kriecht zu den Oberschenkeln, streift meinen Bauch. Mindestens, wenn nicht noch höher. Vielleicht sogar bis zum Schweif. Mein wunderschöner Katzenleib wird angepatzt vom grauslichen, nassen, eisigen, kalten Schnee.


Ich stupse noch einmal die Zehe hinunter in die Wiese. Sie wehrt sich heftig, muss schließlich aufgeben. Da, meine Kralle! Die ganze Spitze versinkt in der weißen Hölle! Ich werde mir den Tod holen!


Nein, das kann Frauli nicht von mir verlangen. Nicht ohne dementsprechende Winterausrüstung. Mich einfach so ungeschützt den Witterungen auszusetzen! Nein, da spiele ich nicht mit. Erst, wenn Frauli auch hinausgeht, um sich draußen zu erleichtern, erst dann gebe ich nach. Bis dahin bleibe ich meinem kuschelig warmen und frisch befülltem Katzenklo treu. Basta.


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