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  • Autorenbildroswithazatlokal

03.10.2020


Liebes Tagebuch,


juchuh, die Regenwürmer sind wieder da!

Ich freu mich total darüber. Hab ich dir schon erzählt, dass ich Regenwürmer liebe?

Mit denen kann man echt gut spielen. Die sind so was von freundlich, tun einem nix, probieren gerne einmal etwas Neues aus und sind einem auch nicht gleich wegen jedem Schmarrn böse.


Ich trage mir heute einen total hübschen Wurm nach Hause. Es kitzelt so lustig in der Nase, wenn er sich kringelt.

Hast du gewusst, dass die unterschiedliche Farben haben? Da gibt es die ganz blassen, die mittelfarbigen und die dunklen Regenwürmer. Ich mag sie alle!


Oh, Frauli kommt gerade von oben herunter. Wir haben heute Waschtag. Sie und Nanni haben die Wäsche aufgehängt. Wird eh Zeit, dass sich die dumme Nuss auch einmal nützlich macht. Es kann ja nicht sein, dass der ganze Haushalt ständig an mir hängen bleibt.

Vorsichtig lege ich meinen Wurm in die Spielzeugkiste und laufe Frauli entgegen. Sofort werde ich beschmust. Aber das ist ja wohl das Mindeste, was man sich erwarten kann, wenn man heimkommt.


Zu dritt knotzen wir auf der Couch. Ob du es glaubst oder nicht, liebes Tagebuch, wir gucken heute einmal ausnahmsweise keine französische Komödie. Nein, wir schaun eine britische Krimikomödie! Ich fass es irgendwie gar nicht. Bis zu Wissenschaftssendungen ist es zwar noch ein weiter Weg, aber es wird.


Frauli trabt in die Küche. „Iiiih, ein Regenwurm!“ Oh, den hab ich total vergessen. „Wieso kriecht hier ein Regenwurm herum?“ Manchmal ist schweigen die bessere Variante. Glaub ich zumindest.


Mit dem Wurm auf der Mistschaufel baut sich Frauli vor uns auf. „Wer war das?“ Sie zeigt auf meinen Freund, den Wurm. Bilde ich mir das nur ein oder schaut sie die ganze Zeit nur mich an? Ich halte ihrem Blick stand. „Hanni?“ Ich schweige. „Kannst du nicht draußen mit Regenwürmern spielen?“ Ich schweige noch immer. Die Nanni kichert schadenfroh. Ich boxe die doofe Nuss ordentlich in die Seite.

„Hanni!“ Frauli macht ihr Dudu-Gesicht, hebt warnend den Zeigefinger.

„Ich bring wenigstens keine Mäuse!“ Trotzig stampfe ich mit der Vorderpfote auf, was irgendwie nicht so gut rüberkommt auf der weichen Couch.

„Ja, da hast du recht“, murmelt Frauli. Wie bitte? Hab ich mich da gerade verhört? Kein Widerspruch, kein Aber, kein Geschimpfe?


Frauli dreht sich um und marschiert mit dem Regenwurm in den Vorgarten. „Ich will gar nicht wissen, was hier noch so herumkugelt und herumkreucht“, hören wir sie murmeln. „Aber ich rege mich nicht auf. Ich bin ganz ruhig. Ich rege mich nicht auf. Ich bin …“

Also ehrlich, so wie es aussieht, dreht sie grad komplett durch. Ob wir uns Sorgen machen sollen, die Braungetigerte und ich?


Zurück kommt Frauli mit Leckerlis für uns und Soletti für sich. „Also, ich esse so etwas echt lieber als Mäuse oder Regenwürmer. Ihr könnt die Leckerlis aber gerne liegen lassen, wenn ihr sie nicht mögt.“ Sie schmunzelt und hält uns wohlduftende Knabberstangen unter die Nasen.


Verblüfft starren wir Frauli an. „Da stimmt was nicht.“, maunzt Nanni. „Das ist wie in dem Film letztens, wo der einmal so und einmal so war.“ Ich nicke zustimmend. Aber reden wir jetzt mit Dr. Jekyll oder mit Mr. Hyde? Welcher von den beiden war doch gleich der Böse? Ich muss mir morgen unbedingt den Film nochmals anschauen, vielleicht kann ich da noch rechtzeitig gegensteuern.



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