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  • Autorenbildroswithazatlokal

03.06.2020


Liebes Tagebuch!

Ich schnuppere im Garten an den neuen Blümchen, da machts einen Pumperer und Schepperer – ich hab geglaubt, das Haus fallt zusammen. Lichtblitze überziehen den Himmel, die Vögel kreischen, die Hunde in der Nachbarschaft jaulen. Rundherum grollt und grummelt es. Da ist mein Magen direkt harmlos dagegen, selbst wenn er den ganzen Tag nix gekriegt hat. Der Regen rauscht wie ein Sturzbach vom Himmel, in der Wiese bilden sich riesige Lacken. Ich renne so schnell ich kann hinein, suche aufgeregt nach Frauli.

Ich düse rein ins Wohnzimmer – kein Frauli. Weiter in die Küche – nichts. Rauf über die Stufen ins Schlafzimmer – wieder nix. Ich also ruckzuck in meine Bettzeuglade, kriech unter meine Schmusedecke. Plötzlich ein Schatten, ein haariger Kopf. Ich quieke vor Entsetzten. Ein bestialisches Kichern ertönt. Ich kraxle noch weiter unter meine Decke, zittere so heftig, dass die ganze Bettzeuglade vibriert. Und dann krieg ich eine über meinen Popsch gezogen, vor meinen Augen tanzen kleine Sternderl um die Wette. Meine Angst vergessend, wirble ich herum und … gucke in die Augen von Nanni. Dieses gemeine Luder aber auch! Die macht sich lustig über mich. Na warte! Mit letzter Kraft pfauche ich sie an, zieh ihr mit der linken Pfote eine über. Und was glaubst du, was die macht, liebes Tagebuch? Die kichert! Steht vor mir und kichert.

In dem Moment machts wieder einen Schepperer, die Nanni zischt ab wie eine Rakete. “Ja, Nanni, was ist denn los?“, hör ich Frauli aus dem Badezimmer. Ich schieß aus meiner Bettzeuglade heraus, renn so schnell ich kann zu ihr.

„Hanni, fürchtest du dich vor dem Gewitter?“ Frauli liegt in der Wanne, strahlt zufrieden über das ganze Gesicht. Na, eh klar, die hat ja keine Sorgen. Wie denn auch? Unsereiner muss sich mit Lärm und miesen Schwestern auseinandersetzen und sie macht sich einen schönen Tag. „Es donnert doch nur“, versucht sie mich zu beruhigen. „Da passiert dir nix. Du hast ja auch das Glück, dass du eher eine Drinnen-Katze bist und keine Draußen-Katze“, philosophiert sie weiter. Glück? Was heißt hier Glück? Nur, weil ich mir draußen nicht die Nächte um die Ohren schlage, soll ich Glück haben. Pfff! „Setz dich her ein bisserl zu mir. Na, komm schon.“ Na gut. Ich klettere auf die Waschmaschine, mach es mir gemütlich. In dem Moment donnert es. Es hört sich an, als stürzen ganze Felsen vom Himmel herab, so laut ist es. Sogar Frauli zuckt zusammen. „Heut ist es wirklich arg.“ Sag ich doch. Aber mir mit blöden Sprüchen kommen. Hast du überhaupt mitgekriegt, wie gemein die Nanni zu mir war? Natürlich nicht. Sitzt hier herinnen und hast nicht die geringste Ahnung, was sich in deinem Haushalt so alles abspielt.

„Weißt du was? Ich steig jetzt aus der Wanne und du kriegst ein Beruhigungsleckerli. Was meinst du, ist das was?“ Hm, na gut. Ich bin ja nicht nachtragend.

Unten sitzt die Nanni mit weit aufgerissenen Augen in ihrer Lieblingsschachtel. Die blöde Nuss fürchtet sich also selber. Ich streck ihr im Vorbeigehen die Zunge raus. Das hat sie nun davon, weil sie so garstig ist. Ich bekomm ein Leckerli und sie geht leer aus.

„Nanni, kommst du? Leckerli!“ Oh Mann, wieso? Das ist jetzt aber nicht wahr, oder?

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