Liebes Tagebuch,
seit Wochen spinnt unser Internet. Anfangs schleichend. Dann immer doller. Und heut ist es vorbei mit dem Internet.
Frauli sieht es ja noch gelassen. Sie versucht seit Wochen immer wieder mit unserem Anbieter in Kontakt zu treten.
Geht ja alles übers Internet. Super.
Nur, dass wir gerade keines haben.
Heute findet Frauli durch Zufall eine Telefonnummer. Und stell dir vor, man kann sich sogar zurückrufen lassen. Mah, hat das Frauli sich da gefreut. Endlich eine menschliche Stimme.
Na ja, herausgekommen ist, dass wir übers Internet nachschauen sollen, ob …
„Hanni, die verarschen uns!“ Frauli klatscht seit mindestens einer Minute mit der Stirn gegen die Schreibtischplatte. „Das ist doch nicht normal. Wer denkt sich nur so einen Scheiß aus?“
Irgendwann gibt die Telefonstimme nach und verspricht ein neues Modem zu schicken.
Frauli und ich tanzen vor Freude miteinander.
Kurz überlege ich ja, ob Frauli etwas damit zu tun haben könnte. Ob sie mich boykottiert und jetzt nur so tut, als würde sie ihr Dasein ohne Internet genauso nerven wie mich. Grund genug dafür hätte sie ja. Umgekehrt, es könnte auch die doofe Nuss sein. Oder einer ihrer Schmusekater. Wer weiß schon, was so ein Casanova nicht alles tut für seine Angebetete. Oder gar selbst zu verbergen hat. Weil, wenn ich auspacke … mein lieber Schwan.
Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Leute das große Zittern bekommen, wenn sie nur daran denken, was ich alles veröffentlichen könnte.
Ja, so geht es uns Aufdeckungsjournalistinnen. Wir leben in ständiger Gefahr. Viele wollen uns zum Schweigen bringen, den wenigsten gelingt es aber.
Obwohl, da war doch vor Kurzem etwas in der Zeitung. Da wurde sogar ein Journalist ermordet wegen seines Wissens. Ich darf wirklich nicht mehr so vertrauensselig sein. In unserem Job gibt es keine Freunde. Da gibt es nur Geheimnisse, die es zu lüften gilt und Fakten, die erzählt werden möchten.
Dass damit nicht alle glücklich sind, dessen bin ich mir bewusst. Ich muss wohl noch vorsichtiger sein in Zukunft. Aber sie werden mich nicht daran hindern, dich online zu stellen, liebes Tagebuch. Koste es was es wolle, der Zatlokal-Clan und seine Gefolgschaft wird mich nicht mundtot machen. Und wenn es mich um meine letzten Leckerlis bringt: Ich offenbare dir weiterhin unsere tiefsten Geheimnisse! Hanni, die Aufdecker-Miezekatze lässt sich weder einschüchtern noch erpressen und schon gar nicht bestechen!
„Hanni, Pappi, kommst du?“
Oh, es gibt Essen. Ich muss los, bis bald, mein liebes Tagebuch!
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